Reise 5: Nordlicht, Teil 3

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Freitag, 02.08. bis Freitag, 27.09.2013

Tallinn - Stockholm - Uppsala - Gotland/Farö - Öland - Kalmar - Malmö - Kopenhagen - Fünen - Südost-Jütland - Tonder - Nordfriesland mit Inseln - Cuxhaven - Wilhelmshaven - Ostfriesland mit Inseln - Pfalz - Elsass - Basel
(Mitreise von Gaby in Sylt/Amrum vom 07. bis 14.09.)

 

Freitag, 02.08.:  Der Tag beginnt gut. Durch das grosse Bullauge scheint mir die Sonne direkt ins Gesicht. Es ist zwar erst 5 Uhr und geschlafen habe ich nicht gerade viel. Bin erst um 1 Uhr ins Bett. [Das kam so: beim Check-in gestern sagte mir die Frau am Schalter, ich hätte 70 Euro zu viel bezahlt, sie könne mir das Geld aber leider nicht bar zurück geben. Also buchte ich je das Buffet zum Nachtessen und Frühstück (nur so nebenbei: 2 sensationelle Buffets - u.a. habe ich den Bauch mit Kaviar richtig voll gestopft), den Rest bekam ich in Ship-Money - also Geld, das ich nur auf dem Schiff ausgeben konnte. Was ich dann einfach im Duty-Free in Cigarillos umgewandelt habe. Zum Apero und zum Nachtessen bekam ich als Wiedergutmachung Freibier. Was ich grosszügig nutzte. Der Kaffee vom Buffet schmeckte mir gar nicht. Also beschwingt zur Bar zu einem Espresso. Mit Cognac (schliesslich zollfrei und zur Feier des Tages). Und ab in die Cigarillo-Lounge, die Raucherecke des Schiffs. Da setzte sich dann ein schwedisches Paar - beide gut 50 - zu mir und wir kamen lebhaft ins Gespräch. Damit dieses nicht plötzlich trocken wurde, spendierten alle je eine neue Runde Whisky (Stefan), Chablis (Ann-Ci) und Cognac (Mario). Und so endete dieser angeheitert-heitere Abend erst um 1 Uhr. Und ich bin bereits bei Einheimischen zum Essen eingeladen.] Schnell ziehe ich mich an und gehe aufs Sundeck. Die Sonne brennt schon richtig herunter und die 5 Stunden Fahrt durch die Schären vor Stockholm werden zu einem unvergesslichen Erlebnis. Zu denken gibt mir allerdings noch, was Stefan und Ann-Ci gestern so nebenbei erzählt haben: offensichtlich ist zur Zeit Tagesthema in Schweden, dass des öfteren Camper überfallen werden. Da liegt einer blutig am Boden und eine Frau kommt gerannt und sagt “Unfall, bitte helfen sie mir und meinem Mann”. Wer hilfreich aussteigt wird mit roher Gewalt total ausgeraubt. Werde wohl oder übel in Schweden auch unterwegs die Türen verschlossen halten. Nach dem Frühstück packe ich  schnell ein und lade meine Sachen ins Auto. Leider kommt der von mir ausgesuchte 4 Stern-Campingplatz nicht in Frage: zu weit ausserhalb der Stadt und nicht öffentlich angebunden. Glücklicherweise bin ich früh genug dran, denn ich muss auf Plan B umsteigen: den Bredäng Camping. Zwar auch 10km weg vom Stadtzentrum. Aber in 700m Reichweite gibt es eine U-Bahn-Station mit Einkaufscenter und Bankomat (wichtig: ohne Schwedenkronen ist hier nichts zu wollen). Um 12 Uhr bin ich bereits vollständig eingerichtet. Skypen mit Gaby und dann per Bike zum Bankomaten und Einkaufscenter. Am späteren Nachmittag etwas TV, zum Znacht ein Entrecôte und ein paar Früchte. Mehr brauchts nicht, gegessen habe ich schliesslich gestern und heute morgen genug.

Samstag, 03.08.:  Es hat lang geschlafen (bis fast 8 Uhr - habe übrigens wieder mitteleuropäische Zeit!) und trotzdem DSC02127fühle ich mich nicht wirklich ausgeschlafen!! Aber die Sonne brennt herunterDSC02134 und heute habe ich viel vor: sicher mal Gamla Stan (Altstadt) mit Schwerpunkten Stortorget (Hauptplatz im alten Stockholm) mit Nobel-Museum sowie Königsschloss; dann zu Fuss über die Reichsbrücke quer durch das Parlamentshaus und dem Norrström und Mälarstrand entlang zum Stadshuset (Stadthaus) - dem Wahrzeichen von Stockholm. Da will ich unbedingt eine Führung machen und auf den 106m hohen Turm steigen. Was ev. nachher noch kommt, ist spontan. Zuerst einmal U-Bahn: learning by doing. Tageskarte für Senioren.DSC02147 Plus Magnetkarte (wie bei uns an den Skiliften), denn ohne die kommst DSC02152du nicht durch die Sperren. Die Linie 13 fährt direkt an die Gamla Stan. Diese ist nicht sehr gross, der Stortorget also leicht zu finden. Da setze ich mich erst mal in ein gemütliches Kaffee und bestelle einen Cafè Latte (im Chacheli!). Viel Betrieb heute. Durch die Altstadt spaziere ich zum Schloss. Sie ist das historische Zentrum von Stockholm und glänzt durch ihre hervorragend erhaltenen - 300-400 Jahre alten - Bauten. Vor dem Schloss ist gerade Wachablösung. Vom Schloss zum Stadthaus gehe ich an vielen Prunkbauten DSC02160(v.a. Parlaments- und Adelshaus) vorbei und DSC02159dem Norrström-Fluss wie dem Mälarsee entlang. Im auf 14 Inseln gebauten Stockholm gilt ja: je 1/3 Wasser-, Gebäude- und Grünfläche. Eine wirklich lebens- und liebenswerte Stadt. Nicht so protzend wie z.B. St. Petersburg, sondern eher zurückhaltend wie unsere Schweizer Mentalität. Das Stadshuset ist den Besuch mehr als wert. Im Innern der blaue (wo jeweils das Nobelpreis-Bankett stattfindet, mit rund 60cm Tischplatz pro Anwesedem!), der rote (wo immer am Montag die Stadtrats-Sitzungen abgehaltenDSC02177 werden) und der goldene Prunksaal (für Empfänge). AussenDSC02180 der Ziegelsteinturm mit den 3 Kronen auf der Spitze plus das ganze Gebäude an sich. Vom Turm aus hat man eine einzigartige Übersicht über die Stadt. Wie ich vom Stadshuset Richtung Centralbahnhof laufe ist es fast schon 2 Uhr. Ich habe Hunger. In einem Asia-Restaurant esse ich ein Buffet - für umgerechnet 15 Franken. Und stelle fest, auch preislich ist Stockholm angenehm - ausser vielleicht bei Alkoholikas, Rauchwaren und Luxusgütern. Spontan entscheide ich mich für eine Hop on Hop off-StadtrundfahrtDSC02183, die direkt am Bahnhof losfährt. Es geht nur stockend vorwärts - und bald einmal merke ich , wieso heute so viele Leute hier sind: die Love-Parade findet statt - eine Street-Parade für Schwule und Lesben. Wir fahren daran vorbei und vom Oberdeck des Busses aus schiesse ich ein paar Fotos. Statt 1 3/4 Stunden wie vorgesehen dauert die Rundfahrt dann halt 2 1/4. An folgenden neuen DSC02217Sehenswürdigkeiten kommen wir vorbei: Kultur-Haus, Gustav Adolfs-Platz mit der Königlich Schwedischen Oper, SOFO - dem Soho DSC02199von Stockholm, Kungsträd-Garten - wo man im Winter um die Statue von Karl XII Schlittschuh fahren kann -, Nybroplan - Königlich Dramatisches Theater, die verschiedenen Hafenbecken, National Historisches Museum, Hötorget - die Konzerthalle, Casino Cosmopol und Radhuset - Gerichtsgebäude von Stockholm. Danach bin ich total überfüttert. Zudem ist es auch schon spät. Ich muss “nach Hause”. Dort erst noch etwas TV und dann ab in die Heia, ich schlafe bereits stehend.

Sonntag, 04.08.:  Der Wetterbericht hat nur gerade am Morgen früh recht: er hat bedeckt gemeldet. In der Nacht hat es kurz geregnet, jetzt klart der Himmel auf und es wird schön und warm. Heute ist weniger mehr. Ich will mit dem Bike auf die Djurgarden-Insel - früher Jagdrevier des Königs, heute öffentlicher Park mit vielen Attraktionen. Der Weg mit dem Rad in die Stadt erscheint auf dem Plan schwierig, ist dann aber leicht zu finden. Denn DSC02213irgendwann kann man nur noch den Schildern Centrum folgen. Wie es dann zurück geht weiss ich noch nicht. Auch heute sind viele Leute unterwegs - und es gibt ebenfalls einen Grund: in Stockholm findet der Stadt-Marathon statt. Ein grosser Teil davon in Djurgarden. Am Anfang merke ich wenig davon. Am Nordischen Museum (Stockholms Geschichte und Leben der letzten 600 Jahre), Wasa-Museum (Prunkschiff von 1628, das nur ein paar hundert Meter nach dem DSC02229Stapellauf noch im Hafenbecken sank, 350 Jahre später geborgen und hier ausgestellt wurde) und Liljevalchs Kunsthalle vorbei radle ich zum Gröna Lunds Tivoli - dem grossen Stockholmer Vergnügungspark. Im Spritmuseum trinke ich meinen üblichen Kaffee. Danach geht es zu Prinz Eugens Strandhütte und dem ganzen Südufer entlang bis zur östlichen Inselspitze. Ein Traumpark an einem Traumtag. Mit Wanderwegen, Stränden, Sitzgelegenheiten, Cafés und Restaurants - Naherholung pur. Wie ich dann aber am Nordufer zum Kräuterhaus will, stosse ich auf Barrieren - und sehe schon die vielen Läufer mit ihren Startnummern. Auf diversen Umwegen schaffe ich es zum Rosental Schloss mit Stallungen und Orangerie, zum Tabakmuseum, zum Circus - einem Zoo mit allen Wildtieren, die in Schweden leben - und zum Biologischen Museum. Zu meinem Leidwesen muss ich feststellen, dass sich das Moderna MuseetDSC02248 - Museum für moderne Kunst - nicht auf Djurgarden befindet, wie ich gemeint habe, sondern eine Insel weiter auf Skeppsholmen. Also nichts wie dahin. Und schon werde ich wieder von denDSC02249 Marathonläufern gebremst, die gerade durch das blaue Tor, das früher den Eingang zum Jagdrevier markierte, rennen. Das Moderna Museet ist Schwedens bekanntestes Kunst-Museum. Mit Schwerpunkten auf dem französischen Konzeptkünstler Marcel Duchamp sowie Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle. Die aktuelle Sonderausstellung zeigt Pop Art, u.a. von Roy Lichtenstein und Andy Warhol, mit Fotos und Filmen von Cindy Sherman. Es ist zwar erst gegen 3 Uhr nachmittags, aber für heute ist genug. Das Architektur-Museum nebenan lasse ich links liegen. Den Einstieg in den Rückweg finde ich problemlos und vergnügt fahre ich zu. Im Vorbeiweg komme ich noch am Aufzug der Königlichen Garde vorbei. Etwas später merke ich aber plötzlich, dass ich einen Abzweiger verpasst habe. Ich frage mich durch, aber niemand kann mir wirklich helfen. Rechts von mir muss die Strasse sein, die ich hätte nehmen sollen, links ist die S-Bahn-Linie, Richtung West Bredäng. Ich fahre der Nase nach und hoffe, auf den richtigen Weg zu stossen. Wenn ich zu weit nach links gerate, sehe ich die S-Bahn. Und irgendwann erkenne ich einen Punkt von heute morgen wieder. Von da aus ist es kein Problem mehr, den Campingplatz zu finden.

Montag, 05.08.:  Heute ist Badehosen-Tag. Schon morgens früh heiter und heiss. Ich will aber weiter nach Uppsala. Also leichte Kleidung, aufräumen, zahlen, weg. Der Weg ist nur rund 80km - und es gibt ja Klimaanlage. Um 14 Uhr checke ich im Fyrishov Camping ein. Nach dem Einrichten schnell aufs Bike und erste Erkundungstour. Das Zentrum der Universitätsstadt (älteste Uni Schwedens) wird durch den gemütlichen Fluss Fyrisan zweigeteilt. Schloss, Dom,DSC02252 Uni und die meisten Sehenswürdigkeiten liegen im älteren westlichen Teil.DSC02259 Die ältesten Geschichts-Zeugen (Vikinger Grabhügel aus dem 6.Jhdt.) aber in Gamla Uppsala - in Alt Uppsala ganz im Norden der Stadt. Heute radle ich als erstes auf beiden Seiten dem Flüsschen entlang und geniesse die friedliche Stimmung der Provinz-Stadt. Viele junge Leute, Radler und Fussgänger sind unterwegs oder sitzen an schattigen Tischen der vielen Cafés und an lauschigen Ecken dem Wasser entlang. Von da aus faszinieren mich der Turm des Gustavianum mit seiner Erdkugel auf der Spitze und die weit herum sichtbaren TurmspitzenDSC02265 des 119m hohen Doms zu Uppsala. Das Gustavianum gehört zum Universitätsgelände und beherbergt das 1662 konstruierte “Anatomische Theater” - wo dank den extrem steil angelegten Bänken alle Studenten wie in einem Theater die Obduktionen des Professors verfolgen können. Der im 13.Jhdt. erbaute Dom ist die grösste Kirche Nordeuropas und Sitz desDSC02271 Erzbischofs von Schweden. Sein reiches Inneres beeindruckt mit einer imposanten Kanzel, vielen kirchlichen Kulturschätzen, grossartigen Decken- und Wandbemalungen  - sowie zahlreichen Grablegungen berühmter schwedischer Persönlichkeiten. Die Heilige Dreifaltigkeits-Kirche gleich nebenan schaut im Vergleich wie eine behäbige Dorfkirche aus. Für weitere Erkundungen ist es mir zu heiss und auch ich entspanne mich in einem der schattigen Cafés am Wasser. Bei der Rückfahrt zum Campingplatz fällt mir noch eine alte Brunnenpumpe auf.

Dienstag, 06.08.:  Der Tag fängt gut an. Ich bin schon um 6 auf den Beinen und mache vorwärts. Morgens ist schön Wetter angesagt, nachmittags sollen Gewitter und Regen DSC02274kommen. Nach dem Frühstück nichts wie los. Kaum in der Altstadt schlägt das Pech zu: an meinem linken Pedal bricht ein Schraube, was das Radfahren unmöglich macht. Es ist aber erst halb 9 Uhr - und in Schweden öffnen die Geschäfte wie überall im Norden erst um 10. Also vorerst Bike stossen statt fahren. Die Uni ist ja nicht weit weg, und das Schloss auch nicht. Die 1477 gegründete Universität ist die älteste Hochschule Skandinaviens. Zur Zeit sind Semesterferien und ich kann ausser der Treppenhalle nichts besichtigen. So stosse ich halt mein Bike den steilen Hügel hoch, wo das Schloss mächtig über der Stadt thront. Es ist ein Riesenklotz und nicht gerade besonders schön, aber äusserst eng verbunden mit vielen Ereignissen in Schwedens Geschichte. Besichtigungen gibt es zur Zeit keine. Langsam wird es Zeit, einen Fahrrad-Mechaniker zu suchen. Ich halte den nächsten vorbeifahrenden Radfahrer an - einen Mann von ca. 30 Jahren - und frage ihnDSC02282, wo so jemand in Uppsala zu finden sei. Er erklärt mir den Weg zum bekanntesten Fahrrad-Laden im Centrum. Nach ein paar Umwegen - immer noch zu Fuss - stehe ich plötzlich vor dem Laden. Macht einen seriösen Eindruck. Ganz in der Nähe hat es ein Café und ich überbrücke die halbe Stunde bis zur Ladenöffnung bei Kaffee, Arrakboll (Punschkugel) und Cigarillo. Der Mechaniker bei SkitotaDSC02287l - so heisst das Sport- und Cykel-Geschäft - scheint mir zwar eifrig, aber leicht überfordert. Ich lege meinen Rucksack und Fotoapparat hin und fasse selber an. Ich zeige ihm, wie er die Pedale wieder zusammensetzen muss und was für eine Schraube es braucht. Eine gleiche Schraube findet er nicht, aber zumindest etwas vergleichbares. Einschrauben, die Schraube hält, das Pedal tut wieder! Ich drehe beide Schrauben (links und rechts) noch etwas fester - schliesslich will ich sie nicht gleich wieder verlieren. Ab geht es zum Pumphuset und zum Flustret - einem Restaurant-Pavillon, der wie ein hölzernes Lustschloss aussieht. Jetzt steht Gamla Uppsala mit dem rund halben Dutzend Grabhügel aus der Wikingerzeit auf dem Programm. Aufgrund der KarteDSC02298 - die aber vorher aufhört - kenne ich die ungefähre Richtung und fahre wieder mal der Nase nach. Wie durch ein Wunder stosse ich direkt auf diese vorchristlichen Relikte, die zu einem Treffpunkt für Freunde okkulter Traditionen DSC02299geworden sind. Ganz in der Nähe entstand übrigens in der ersten Hälfte des 12.Jhdts. auf dem alten Opferplatz Schwedens erste Metropolitankirche. Also Erzsitz des Erzbischofs. Sie ist gut erhalten und beherbergt immer noch viele Schätze aus dem 11. bis 15.Jhdt.. In der Odinsborg gleich nebenan - einer Wikinger-Kneipe - esse ich ein kleines und spätes Zmittag. Auf der Rückfahrt zum Camper kaufe ich noch ein paar Kleinigkeiten ein. Morgen geht es ja weiter und Ann-Ci und Stefan haben mir per Mail abgesagt, weil sie spontan noch eine Woche in den Norden Schwedens gefahren sind.

Mittwoch, 07.08.:  Heute will ich von Nynäshamn nach Visby auf Gotland übersetzen. Auf dieser grössten Insel der Ostsee herrscht ein Schonklima, wo sogar Orchideen gedeihen. Entsprechend gesucht ist sie bei den Schweden. Was ich beim Versuch, einen Platz auf der Fähre zu buchen, schnell zu spüren bekomme. Ich muss warten. Um 14.50 Uhr findet sich dann doch noch ein Plätzchen für mich. Die Wartezeit fülle ich mit Essen im gemütlichen Hafenviertel und Einkaufen aus. Die Vorräte müssen schliesslich wieder aufgestockt werden. Das Wetter ist heute wechselhaft: am Morgen in Uppsala bedeckt, aber warm, In Nynäshamn nieselt es, auf der gut 3 1/4 Stunden dauernden Überfahrt wird es immer schöner. In Visby versuche ich als erstes, ein Rückfahrticket nach Oskarshamn zu ergattern. In den nächsten 5 Tagen keine Chance. Erste Hälfte August ist in Schweden die Zeit der Medeltid - mittelalterlicher Ritterspiele. Und das entsprechende Festival von Visby ist besonders berühmt. Was viele Leute aus aller Welt heisst, die nach Visby gelangen und von da wieder weg wollen. Im Moment bin ich also eine Art Gefangener auf Gotland. Ich nehme es gelassen. Mal sehen, was sich daraus ergibt. Zumindest mein Platz im Camping Kneippbyn mit Meerblick ist mal wunderschön.

Donnerstag, 08.08.:  Der heutige Tag ist für die Altstadt von VisbyDSC02316 reserviert. Zuerst radle ich aber zur Fähr-Gesellschaft. DSC02336Und ich habe Glück. am nächsten Mittwoch um 17 Uhr ist ein Platz nach Oskarshamn frei geworden. Ich buche ein Flexiticket - was etwas mehr kostet - und lasse mir die Telefonnummer der Reservation geben. So kann ich, sollte es früher Platz geben, vorverschieben. Mein nächster Weg führt mich zur Tourist-Information. Nach Plan scheint Visby DSC02347reich an Sehenswürdigkeiten zu sein. In Tat und Wahrheit ist es ein ziemlich verträumtes Städtchen, das es verschlafen hat, DSC02343mehr aus seinen Möglichkeiten zu machen. Die Stadtmauern sind am verfallen, die Ruinen einfach Ruinen. Schön sind vor allem die alten Häuschen in den Gassen und die kleinen Beizchen in den Hinterhöfen. Überall begegnen einem Menschen in mittelalterlicher Kleidung. Diese kommen von ganz Schweden und auch dem umliegenden Ausland hierher zum Medeltid. Im schön angelegten StadtparkDSC02342 ist dafür eigens eine Zeltstadt eingerichtet worden, deren Zugang “Wegzoll” kostet. Interessant ist auch noch der Dom, dessen Fassade aber wegen Renovation gerade eingekleidet ist. Im Innern fällt mir besonders ein Seitenaltar auf. Zudem komme ich gerade richtig zum Konzert des Kirchenchors. Im Baltic Art Center des Hafens esse ich eine hiesige Spezialität aus Lammfleisch. Weil der Himmel dann zudeckt, mache ich dass ich zurück zum Camping komme und trinke Kaffee mit Punschrolle “zuhause”. Kneippbyn ist leider nicht nur Campingplatz, sondern auch Vergnügungspark und mir hat es zu viele Leute hier. Morgen will ich deshalb weiter - und zwar nach Farö.

Freitag, 09.08.:  Das im Norden von Gotland vorgelagerte Farö ist eigentlich eine eigene Insel. Wird aber von den Schweden als Nordspitze Gotlands angesehen. Weshalb die DSC02349Fähre von Farösund nach Broa kostenfrei ist. Das flache Farö (ca. 20 x 20km) bietet wilde Natur, kilometerlange Strände und überall verstreut Ferienhäuschen, Cafés und Restaurants. Ein richtiges Dorf gibt es eigentlich nicht - und die letzte Einkaufsmöglichkeit habe ich in Farösund gesehen. An vielen Küstenstreifen ragen die für Gotland so charakteristischen, DSC02354bizarr geformten Felstürme - Raukar genannt - auf. Kein Wunder, dass der Regisseur Ingmar Bergmann diese Ostseeinsel als Zufluchtsort wählte. Um in dieser Abgeschiedenheit DSC02358weiter arbeiten zu können, richtete er sich einfach in seinem Haus ein Kino ein. Im Strandskogens Camping in Südersand finde ich einen Platz direkt am Meer. Die sanitären Anlagen hier sind ganz neu - dafür gibts kein Internet. Das Wetter hat wieder aufgeklart. So will ich morgen eine Bike-Rundtour zum Farö Fyr (Leuchtturm) und zum Nordersand machen. Heute nutze ich die Zeit, um wieder einmal Wäsche zu waschen.

Samstag, 10.08.:  Schon bald nach dem Losfahren merke ich, dass ich heute auf meiner Rundfahrt wohl keine Chance habe, Raukars anzutreffen. Der Nordteil der Insel hat keine Felsküsten. Ich bin früh los, damit es noch einigermassen kühl ist und ich ohne Gegenwind durchkomme. Schon nach gut 300m treffe DSC02359ich auf den Zugang zum Naturreservat Ullahau. Wegen dem vielen Sand nicht Bike-gängig. Ich schliesse mein Rad an einen Pfosten und gehe zu Fuss los. Das Reservat auf Sanddünen bietet ausser Erikas und Heidelbeeren nicht viel besonderes. Also weiter Richtung Ava und Avaeken. Auch hier: naja. Ich will dem Meer entlang zum Farö Fyr. Doch alle Wege sind privat und eingezäunt. An den Toren steht jeweils etwas, was ich nicht lesen kann. Es könnte durchaus heissen: Tor bitte wieder schliessen! Schliesslich weiden auf der Heide viele Schafe. Was aber, wenn es bedeutet: Strengstens verboten!, oder gar: DSC02363Achtung bissiger Hund! Ich lasse es lieber und ziehe die Strasse vor. Es gibt sowieso praktisch keinen Verkehr. In der Nähe des Leuchtturms stosse ich auf Steinkreise. Nicht erstaunlich: allgemein haben die Wikingerzeit und das Mittelalter in Schweden einen hohen Stellenwert. Ja sogar Kultstatus. Nach dem Nordost-Zipfel von Farö radle ich über Skär zum Nordersand. Mein Eindruck von gestern bestätigt sich: keine Dörfer, nur hunderte verstreute Ferienhäuser. Am Weg steht eine alte Holzmühle (Väderkvarn). Auf dem Rückweg zum Südersand komme ich doch noch an einem Café vorbei - mit Bäckerei-Konditorei. Meinem sehr späten Morgenkaffee füge ich eine frisch gemachte Punschkugel bei!! Im Lädeli gleich nebenan erstehe ich noch ein Mineralwasser. So bin ich für morgen Sonntag gerüstet.

Sonntag, 11.08.:  Als erstes mache ich mich nach dem üblichen Morgen-Prozedere und Camper-Service (Entsorgen) auf die Suche nach Raukars. Dazu zweige ich auf dem DSC02366Rückweg nach Farösund in Farö rechts ab zum Lauterhorn - einem Landzipfel im Westen mit Hafen. Von da aus führt eine Strasse an einer richtigen Raukar-Galerie vorbei. Zudem besuche ich im Vorbeiweg  den Gamla Hamn (alten Hafen). In dessen Naturreservat stehen ebenfalls einige dieser FelstürmeDSC02379. Und da ist auch St. Olofs Kyrka, resp. das, was von ihr noch übrig ist. Mit viel Fantasie bringt man wenigstens den Umriss der Grundmauern zusammen. In Farösund decke ich mich im dortigen Supermarkt für die nächsten Tage ein. Dann versuche ich der Fährgesellschaft zu telefonieren, um ev. die Überfahrt vorzubuchen. Ein erfolgloses Unterfangen. Also Richtung Süden: In Slite steht eine “dampfende” Zementfabrik - nein danke; Ljugarn bietet ein paar Häuschen und kaum Möglichkeiten darum herum; erst weit im Süden in Burgsvik werde ich fündig. Burgsvik ist wenigstens ein richtiges Dorf und von da aus gehen einige Radtouren weg. Hoffentlich macht das Wetter mit. Im Moment hält es sich stur an den Wetterbericht: “Schauer bis wolkenlos”! Wobei der Schauer meist auf die Nacht und die Bruthitze auf den Nachmittag fällt.

Montag, 12.08.:  Heute ist das Wetter mit mir: gestern abend hat es zwar noch tüchtig geregnet und am frühen Morgen ist es bedeckt. Aber die Sonne und der Wind räumen schnell auf. Heiss wird es nicht mehr - das ist gerade gut für die rund 50-60km lange Radtour, die ich vorhabe. Mein Ziel ist die Südspitze der Insel: Hoburgen. Richtung Süden gehts der Küste entlang, zurück über Land. Ich hätte es wohl besser umgekehrt gemacht. Der Wind weht von Südost, das heisst bei der Fahrt Richtung Süd von links vorne. Und dDSC02387ies über die Schotterstrassen. Da ist Muskelkraft gefragt. Mehrere Dinge fallen mir auf: die für Gotland ganz eigen gedeckten Reetdächer (über 200 Jahre alte Technik) gibt es nicht nur als Gaden, sie werden auch bei grossen Häusern verwendet - sogar bei Runddächern. Das Land ist äusserst karg. Die Leute hier müssen aber einmal sehr reich gewesen sein: die Gotländer waren immer freie Bauern - und als solche konnten sie so viele Kirchen bauen. Zudem hat es überall auf den Feldern kleine Mühlen. Früher waren dies Kornfelder und das Korn wurde an Ort und Stelle gemahlen. Heute vergandet dieses Land und es stehen überall DSC02391Schilder “till salu” - “zu verkaufen”. Einzig die Schafe sind geblieben, immer noch Kennzeichen von Gotland. Nur ein ganz findiger Bauer hat sich den Zeiten angepasst und eine Driving Ranch für Golf eingerichtet. In Hoburgsgarden ist Mittagszeit. Ich bestelle mir passenderweise ein Lammvoressen Gotländer Art. Ein mit Gemüse gekochter Eintopf, dazu gibt es Dillkartoffeln. Und zur Vorspeise Salat vom Buffet. Zur Nachspeise versuche ich eine weitere hiesige Spezialität: Mandeltorta. Alles Schmatz. Ausser dem gratis servierten Kaffee (wie in Amerika: besseres Abwaschwasser). Wie ich am Hoburgen Fyr vorbeifahre steht da “öppen”. Neugierig wie ich bin kehre ich sofort um und gehe schauen. Und siehe da: man kann wirklich auf den Leuchtturm hinauf. Eine total neue Erfahrung für mich: von oben ist die Weite des Landes wie des Meeres noch viel besser spürbar. Zufrieden radle ich mit dem Wind im Rücken wieder zurück.

Dienstag, 13.08.:  Heute fahre ich an der Westküste von Gotland zurück Richtung Visby. Zwei etwas grössere Orte möchte ich näher anschauen: Klintehamn und Tofla. Beide verfügen auch über einen Campingplatz - je nach Attraktion werde ich mich entscheiden. Klintehamn ist ein grosser Umschlagshafen für Holz, hat aber ansonsten wenig zu bieten. Immerhin ein schönes Café, wo ich meinen Morgenkaffee schlürfen kann, imagesCAJALWG4begleitet von einer Vanille-Schnecke. Und einen Supermarket, wo ich meine heute ausgegangene Milch ersetze. Die Küstenstrasse ist bei diesem schönen Wetter traumhaft. Aber Tofla hebt mich auch nicht aus den Socken. Wie an vielen Orten hier ist es einfach ein Haufen verstreuter Häuser. Spontan kommt mir die Idee, die noch rund 15km nach Visby zu fahren und beim Schalter der Schiffsgesellschaft vorbeizuschauen. Um 13 Uhr heisst es: komm um 15 Uhr noch einmal vorbei, dann können wir mehr sagen. Also einen Parkplatz suchen und gemütlich im Hafen essen (Lammfilet mit Kartoffel-Gratin und Gemüse. Sehr gut!). Dann nebenan in der “Glacé-Fabrik” noch ein frisch gemachtes Eis (Haben sicher über 100 Sorten. Ich nehme Rum mit Weinbeeren und Lemon Curd). Langsam schlendere ich zum Hafenbüro zurück. Um 10 vor 3 winkt mich die Frau an den Schalter, sie habe mir ein heutiges Ticket. Hurra. Noch einen Tag mehr hätte ich mich wirklich gelangweilt. Schnell noch an der nahen Tankstelle auftanken. Um 17 Uhr gehts los, um 20 Uhr bin ich in Oskarshamn. Dann noch rund 1 Stunde Fahrt nach Kalmar. Da allerdings ein Problem: an der im Führer angegebenen Adresse weit und breit kein Stensö Camping. Nach einem Telefonat ist die Sache klar: Strassennummer 100, nicht wie vermerkt 8. Zwar an der gleichen Strasse, aber ein gutes Stück (1,3km) weiter. So muss ich dann im Dunkeln einparken und einrichten.

Mittwoch, 14.08.:  Im kalten Wind von Gotland habe ich mich erkältet. In der Nacht bekam DSC02416ich eine läufige Nase. Von Schlaf nicht viel.DSC02420 Stattdessen heisser Tee, Gelo-Myrtol und viele Taschentücher. Und hier ist nasskalter Herbst! Die ersten Blätter fallen. Mir wird plötzlich bewusst, dass ich bereits auf der Heimreise bin: es geht wieder südwärts. Allerdings hoffe ich nicht, dass schon alle Höhepunkte vorbei sind. Heute steht nämlich ein weiterer auf dem ProgrammDSC02405: das Renaissance-Schloss von Kalmar. Das Wetter ist am aufklaren und der Radweg zum Schloss und in die Altstadt führt direkt dem Meer entlang. Trotz Triefnase wähle ich das BikeDSC02428. Wieder einmal bin ich als earlybird zu früh dran. Nur Espresso-Haus - eine Kopie von Starbucks - hat auf. Grosser Kaffee Latte und Zitronen-Muffin. Danach Altstadt mit Marktplatz und Domkirche. Am Marktplatz wird gerade die Leinwand für ein Open Air-Kino hochgezogen. Alles durchaus nett - auch das Einkaufs-Zentrum. Aber ich werde den Eindruck einfach nicht losDSC02434, dass in Schweden die Uhren langsamer ticken - und das Land nicht in allem wirklich up to date ist (Fällt mir später auch wieder beim Internet auf). MichDSC02442 zieht es zum Schloss, wo ich eine englische Führung buche. Super Führer, leider nur etwas viel Leute (40-50). Dennoch: seine Geschichten sind spannend und die Räumlichkeiten absolut sehenswert. Über den Schloss-Friedhof radle ich zurück zum Camper. Auf Gotland habe ich noch frische Lamm-Koteletten gekauft und die müssen verzehrt werden. Zusammen mit Nüdeli (Sauce DSC02439aus dem Fleisch-Jus) und einem Tomaten-Salat. Auch die Küche zuhause ist durchaus essbar. Am späteren Nachmittag und Abend Internet (alles wieder updaten)DSC02403 und Skype. Morgen soll das Wetter relativ gut sein. Wenn ja fahre ich nach Öland.

Donnerstag, 15.08.:  Beim Aufstehen ist es noch bedeckt. Mutig decke ich das Frühstück draussen. Und werde belohnt: die Sonne bricht durch. Also Öland. Ennet der grossen Brücke über den Kalmarsund ist die Tourist-Information. Spontan fahre ich raus und lasse mich mit Infos bestücken. Sofort merke ich: wäre blöd DSC02461gewesen, Öland zu verpassen. Hier ist deutlich mehr los als in Gotland. Eigentlich klar: Öland liegt direkt vor dem Festland, Gotland DSC02471150km weit weg. Die Insel ist grösser als ich nach der Karte gemeint habe. Rund 150km lang. Da die Campingplätze v.a. im Norden liegen, entscheide ich mich erst für den Süden und langsamem Vorarbeiten nach Norden. So bin ich abends sicher in der Nähe eines Platzes. Bei der Fahrt in den Süden bestätigt sich mein Eindruck: klar hat es hier auch karge Weiten, aber daneben noch aktive Landwirtschaft. Neben Schafen gibt es hier Kühe und Pferde, die Mühlen sind stattlicher, und überall begegnet man Handwerk und Kunst. Während in Gotland die Geschichte DSC02468sich primär um das Mittelalter und Piraten drehte,DSC02463 geht hier die Geschichte auf die Eisen- und Bronze-Zeit zurück. Als erstes besuche ich eine vorgeschichtliche Befestigungsanlage: die Eketorp-Burg. Ein paar Kilometer nördlich davon folgt das Gettlinge Gräberfeld: ein 2km langer Friedhof aus der jüngeren Eisenzeit. Dann folgt Ölands höchste Erhebung (ca. 50müM): Mysinge Hög. Bezeichnenderweise ein Grabhügel aus der Bronzezeit. Vorerst habe ich von Geschichte genug und stelle auf Gegenwart um: im VIDA Museum and Art Gallery, welches mich ein bisschen an das Beyeler-MuseumDSC02483 in Riehen erinnert. Zusätzlich zur Gegenwartskunst zeigt es aktuelle Gebrauchskunst. Gegen Abend folgen noch 2 Schlösser: das Solliden-Schloss - seit 1906 die Sommerresidenz der Königsfamilie - resp. das, was man davon ansehen darf (einen Teil des wunderschönen Parks); und das Borgholm-Schloss - mehrheitlich Ruine, und trotzdem eines derDSC02491 bekanntesten Gebäude Schwedens, wo sich Architekturstile über 1000 Jahre Geschichte widerspiegeln. Wow, habe ich heute viel erlebt! Es ist aber noch nicht zu Ende. Wie sich herausstellt, wäre der Campingplatz in Borgholm eigentlich bereits geschlossen. Nur gerade für diese Nacht ist er geöffnet: weil hier ein Harley-Treff aus ganz Europa stattfindet. Naja, wie viel Schlaf werde ich heute Nacht wohl finden?

Freitag, 16.08.:  Ich habe erstaunlich wenig Lärm mitbekommen und sehr gut geschlafen. Der Morgen ist schön, sodass ich mich früh aus den Federn mache. Morgenritual trotzdem gemütlich. Das Bike habe ich draussen stehen lassen, weil ich als erstes noch Borgholm - v.a. den Markt - ansehen will. So früh haben da aber nur 2 Stände offen:DSC02501 Früchte/Gemüse und Blumen. Ich kaufe Bananen. Am Rathaus vorbei - bei dem man wieder erst mal nicht weiss, ob das Kirche oder Stadthaus ist - flitze ich zurück. Schnell zahlen und weg. Heute beginne ich wieder mit Geschichte. Und zwar ganz im Norden oben beim “Neptuns-Acker”. Mit seinen Kalk-Sinterbecken und den schiffsförmigen Gräbern aus der Vikinger-Zeit. Bekannt auch für seine schöne Natternkopfblüte (für die es aber leider zu spät im Jahr ist). Dafür stehen an diesem einsamen Strand ein paar herzige Badehäuschen. Danach steuere ich Skäftekärr an, ein Kulturzentrum mit Hof aus der Eisenzeit. Dieses macht aber erst um 12 Uhr auf. Überall merkt man hier, dass die HochsaisonDSC02509 bereits vorbei ist. Ich schaue mir das Ganze von aussen an und entscheide,DSC02508 zur alten Kirche von Källa weiter zu fahren. Sie stammt aus dem frühen 12.Jhdt. und weist einen Friedhof mit alten Grabplatten auf. Dafür, dass sie verwaist ist, ist sie erstaunlich gut erhalten. Und zwar im Originalzustand - resp. so, wie sie im Laufe des 12. und 13.Jhdt. ausgebaut wurde. Spannend. Der Nordteil der Insel bietet sonst nicht viel für mich. Seine Qualitäten sind eher Naturschutzgebiete und Beobachtungsstellen für Vögel und diverse Tierarten. Da ich mir gestern nicht gerade viel Zeit nahm für Schloss Solliden, fahre ich dort noch einmal vorbei, um diese wunderbaren Parkanlagen im Detail anzusehen und zu geniessen.DSC02521 Ich schlendere gemächlich am Schloss und Spielhaus vorbei durch den Italienischen Garten sowie den Englischen Park, und am Wasserfall vorbei zum Steingarten. Die Fuchsien-Arkaden und den Holländischen GartenDSC02528 habe ich ja gestern schon bestaunt. Dieser Park als Ganzes ist ganz anders als der Park des Peterhofs in Sankt Petersburg: weniger auf Prunk und Protz ausgerichtet und viel erholsamer. Aber schlicht wunderschön. Natürlich auch besonders deshalb, weil ein König seinen Garten der Öffentlichkeit zugänglich macht, ausser ein paar privaten Teilen direkt beim Schloss. Öland hat sich mehr als gelohnt. Das deutsche Paar aus der Lüneburger Heide, das mir Öland wärmstens ans Herz gelegt hat, lag völlig richtig. Es ist jetzt gegen 3 Uhr und ich muss planen, wie es weiter gehen soll. Mein Entscheid: Ich mache mich auf den Weg nach Malmö und übernachte auf halber Strecke. Zuerst suche ich aber einen schönen Ausstellplatz, wo ich mir Kartoffeln mit Spiegeleiern brate und die restlichen Tomaten zu Salat verarbeite. Für die Übernachtung wähle ich den Ronneby Hauscamping aus - weil er ganz neu und mit 4 Sternen versehen ist.

Samstag, 17.08.:  Heute ist es schwül-heiss. Ich habe mich zu warm angezogen. Nach einem grossen “Hausputz” ziehe ich mich um. Die Sachen müssen sowieso in die Wäsche. Das Wetter dankt es mir, indem es zudeckt und abkühlt. Auf dem Weg nach Malmö suche ich wieder einen geeigneten Rastplatz für den Zmittag, und kaum habe ich gegessen, beginnt es zu regnen. Na hallo! Doch in Malmö scheint schon wieder die Sonne. So ein DSC02529Wetter wie hier oben habe ich noch nie erlebt: permanent in allen Schattierungen wechselnd. Der First Camping - ganz in der Nähe der Brücke über den Öresund - ist eine positive Überraschung. Im Führer mit 2 Sternen geführt, in Tat und Wahrheit entspricht er dem 4-Sterne-Platz von gestern. Nach dem DSC02536Einrichten bike ich für eine erste Schnuppertour in die Stadt. Der 7km lange Weg ist herrlich und führt mich dem Meer entlang am Västra Hamnen vorbei direkt in die Altstadt. Der Westhafen von Malmö entspricht Züri West: auf dem Reissbrett entworfen soll dieses moderne Quartier der City neues Leben DSC02538einhauchen. Hier steht auch Malmös neues Wahrzeichen: der Turning Torso. Mit 54 Stockwerken und 190m Höhe ist er das höchste Wohnhaus Europas. Malmö feiert gerade sein Stadtfest und überall ist der Teufel los. An allen Ecken und Enden Bahnen, Buden und Bühnen - mit Tausenden von Leuten. Mit dem Rad kein Durchkommen. Auf dem Stortorget - Markt- und Hauptplatz - stehen die Menschen dicht an dicht. Auf dem Lilla Torg gleich nebenan finde ich noch ein kleines Plätzchen an der Sonne. Bei einem Bier fasse ich den Entschluss, morgen wieder zu kommen, dann aber erst beim Turistbyro an der Central-Station vorbeizuschauen.

Sonntag, 18.08.:  Gestern bin ich spät in die Federn gekommen. Erst Probleme mit dem Internet, dann gut eine Stunde skypen mit Gaby - und wie ich gemütlich draussen noch einen Cigarillo rauchte, Feuerwerk über Malmö. Full action. Danach tiefer Schlaf. Ich bin froh, dass ich heute vor 8 Uhr erwache. Muss ich nämlich, denn ich habe von 8-10 Uhr den Waschraum reserviert. Während die Bettsachen waschen und trocknen gibt es Frühstück. Das Wetter will nicht richtig: der Himmel ist bedeckt und bald beginnt es zu nieseln. Wird bei diesen Wetterkapriolen schon noch werden. Aber erst am Mittag zeigen sich die ersten schüchternen SonnenstrahlenDSC02546. Essen, Bike, Turistbyro. Highlights von Malmö sind demnach Stortorget/Lilla Torg (gestern besucht), das *Uralt”-Quartier westlich des Stortorget, die Fussgängerzone mit dem Gustav Adolfs-Torg, die St.Peter-Kathedrale, das Moderna Museet, das Schloss mit Schloss-Park und Malmö Museer und der WesthafenDSC02547. Letzterer interessiert mich weniger. Nach dem Betrachten des Stadtplans ziehe ich mal einen Kreis rund um die Altstadt. Das Wetter hat sich wieder verschlechtert und da gibt es viel, was man drinnen anschauen kann. Zuerst die St.Peter-Kathedrale: eine baltisch-gotische Kirche aus dem anfänglichen 14.Jhdt. mit hellem Innenraum und schönem Dekor aus Holz mit Gold. Mir fallen besonders die Deckenbemalungen in der Seitenkirche und die Orgel auf. Danach das Moderna Museet: untergebracht in einem DSC02550alten Elektrizitätswerk, mit einer Sonderausstellung zum Thema “Scandinavian Pain” sowie zeitgenössischen Werken aus dem Norden. Auf dem Weg zum Schloss Malmöhus entdecke ich noch eine weitere interessante Ecke von Malmö: Gamla Begravnings Platsen - eine Art Zentralfriedhof wie in Wien. Am Gustav Adolfs-Torg ist immer noch Ramba-Zamba. Das Malmö-Festival findet offensichtlich jedes Jahr statt und dauert immer eine ganze Woche. Durch den Schlosspark - der den Malmöern als Naherholungsgebiet dient - erreiche ich schliesslich Malmöhus. Dieses Schloss ist ein hässlicher alter Backstein-Klotz. Es beherbergt verschiedene Museen über die Region Schonen: Schloss-Museum, Geschichts-Museum, Fauna/Flora-Museum, Haus der Technik und der Seefahrt mit einer interaktiven Ausstellung (wo man z.B. in ein U-Boot kriechen kann), Haus der Wissenschaft im 18.Jhdt., Ausstellung “Muskeln und Motoren” und Ausstellung “Smart!” (zum Thema Erfindungen). Mir ist das im Moment ein zu grosses Chrüsimüsi. Zudem ist Sonntag und es hat viele Familien mit Kindern. Mit entsprechender HektikDSC02563 und heftigem Gekreische. Ich ziehe mich lieber wieder auf den Campingplatz zurück. Vielleicht morgen?

Montag, 19.08.:  GesternDSC02558 Abend gab es noch einen klaren Himmel und ein schönes Abendrot. Heute weckt mich die Sonne. Kein Lüftchen - ein milder Herbsttag kündigt sich an. Also Altstadt. Erstes Ziel: Café am Gustav Adolfs-Torg. Heute ist dort Markt. Danach “Uralt”-Quartier mit schönen gotischen Häusern. Es ist immer noch Malmö-Festival mit Ständen und vielen Menschen. Ich schliesse das Bike an einen LaternenpfahlDSC02571 und gehe zu Fuss durch die Fussgängerzone - ganz in derem Sinne. Vielleicht kann ich in einem der Läden meine Jack Wolfskin-Shorts DSC02565ersetzen, in die ich ein Loch gebrannt habe. Denkste. Entweder ausverkauft oder nur noch Small und Übergrössen. Leicht zu klein oder leicht zu gross. Naja, Deutschland ist sowieso günstiger. Am Lilla-Torg esse ich beim Inder das Menu: Salat, Chicken Tandoori und Beef Achat. Wow. Gut genährt suche ich die Konsthallen. Natürlich keine WegweiserDSC02569 und zudem mitten in einer Umbau-Zone. Das Gebäude, das ich erst dafür halte, stellt sich als die Oper DSC02572heraus. Wie ich sie endlich finde: wegen zu geschlossen. Mist! Auf dem Rückweg muss ich am Malmöhus vorbei. Auch heute reizen mich seine Museen nicht. Dafür setze ich mich vor dem Kommandanthuset an die Sonne und warte auf die Museums-Strassenbahn. Im Vorbeiweg kaufe ich im Supermarkt noch ein paar Caviar-Gläschen. Schliesslich sind die hier wirklich günstig zu haben. 80 Gramm vom grobkörnig roten (beste Qualität) kosten heute in Aktion umgerechnet gerade mal unglaubliche Fr. 4.-.

Dienstag, 20.08.:  Mein letzter Tag in Schweden. Über Lund will ich nach Helsingborg DSC02589und von dort mit der Fähre nach Helsingbrö übersetzen. In Dänemark möchte ich nämlich, bevor ich nach Kopenhagen fahre, zuerst 2 DSC02588Sehenswürdigkeiten im Norden anschauen. Nach Zmorge und Zusammenräumen tanke ich noch frisches Wasser. Lund ist eine der ältesten Städte Schwedens (gegründet um das Jahr 1000). Heute eine gemütliche Studentenstadt mit prächtigen Universitäts- und Kirchenbauten. Am imposantesten ist dabei die mächtige dreischiffige romanische DomkircheDSC02592 aus dem frühen 12.Jhdt.. DSC02595Innen auf 1 1/2 Etagen aufgebaut, mit einer Krypta - voll von Grablegungen - unter der Apsis. Auch die Hafen- und Handelsstadt Helsingborg besteht schon seit dem 11.Jhdt. Auf einer Anhöhe nahe dem Hafen sind noch Reste der alten Festung Kärnan erhalten. Und am Stortorget - dem zentralen Platz - steht das gotische Rathaus. In der Altstadt nördlich des Stortorget finden sich viele alte FachwerkhäuserDSC02600. In der Markthalle wandle ich meine letzten DSC02603Schwedenkronen in eine Kalbsroulade und Rindszunge um. Es ist kein Problem, einen Fährplatz nach Dänemark zu bekommen. Die Fähre verkehrt alle Halbstunden. Für die rund 20 Minuten dauernde Fahrt über den Öresund muss ich umgerechnet Fr. 130.- hinblättern. Reinstes modernes Raubrittertum. Helsingbrö scheint zwar auch noch sehenswert zu sein, aber ich lasse es links liegen. DSC02602Mich zieht es nach Humlebaek ins Louisiana - die wohl berühmteste und meistbesuchte Kunststiftung Dänemarks. Dieses ehemalige Herrenhaus im Kolonialstil - direkt am Öresund gelegen - wurde von Knud Jensen, einem Fabrikanten, Kunstmäzen und Sammler zu einem Kunsterlebnis umgewandelt.DSC02628 Schon das feste Inventar zieht jährlich fast 1 Million Besucher an - geradezu überlaufen sind die Sonderausstellungen, die international hohes Ansehen geniessen. Zur Zeit sind es Sonderausstellungen von Yoko Ono und Jean Tinguely. Überhaupt ist die Schweiz gut vertreten: Max Ernst und Alberto Giacometti haben in der festen Ausstellung Sonderräume. Nach dem Louisiana fahre ich nach Hilleröd. Die Zeit reicht zwar nicht mehr, um das Frederiksborg-Schloss genau anzusehen, aber wenigstens, um von aussen einen ersten Eindruck zu erhalten. Schliesslich hat es am Ort ja auch einen sehr schönen Campingplatz - und ich kann morgen mehr davon geniessen.

DSC02651Mittwoch, 21.08.:  Es ist schon erstaunlich. Nur ein paar Kilometerchen weit weg von SchwedenDSC02637 ist hier noch Spätsommer, während dort schon der Frühherbst herrschte. Nicht nur, dass es bis in den Abend hinein warm bleibt, auch das Licht und der Duft sind anders. Aber auch sonstiges ändert sich spürbar: die Dänen sind herzlicher und gastfreundlicher. Das Leben ist auch hier teuer, aber fürs Geld wird etwas geboten. In Schweden habe ich immer das Gefühl gehabt: “Vogel friss oder stirb!” Sich besonders anzustrengenDSC02642 oder etwas extra zu bieten ist nicht der Schweden Ding. Ganz besonders nicht für Ausländer. Hier ist das AngebotDSC02646 hochklassiger und entsprechend das Preis-Leistungs-Niveau deutlich besser. Die Campingplätze z.B. sind richtig liebevoll gestaltet und verfügen über ganz moderne sanitäre Anlagen. Das Frederiksborg-Schloss wird gerne als Märchenschloss bezeichnet. Ich empfinde es ganz anders: massiv, protzig, pompös. Imponiergehabe vom Feinsten. Vor allem die grossen Sääle, die Decken, die Holzarbeiten und auch die ganze Schlosskirche beeindrucken enorm. Es finden sich zwar viele schöne Details, aber als Ganzes wirkt das Gebäude fast erdrückend. DSC02641Nach gut 2 Stunden Rundgang brauche ich zuerst einen Kaffee. Danach fahre ich die rund 30km nach Kopenhagen - in den DCU-Absalon Camping.DSC02661 Auch der mit einem prima Angebot. Nach dem Mittagessen wage ich mich per Bike in die Stadt. Der Weg zur Central Station ist einfach zu finden - nur der Hauptstrasse nach -, aber deutlich weiter als die angegebenen 9km. Bei der Tourist Info am Bahnhof lasse ich mich updaten. Und weils grad so nahe ist, nehme ich noch das Tivoli und das Hard Rock-Café mit. Nach der Rückfahrt zum Campingplatz bin ich dann doch ziemlich auf den Stümpen.

DSC02669Donnerstag, 22.08.:  Heute dürfte es wieder einmal so ein nordischer Allwetter-Tag werden. Allerdings auf relativ hohem Temperatur-Niveau (20-25 Grad).DSC02666 Ich starte beim Tivoli. Am Stadthaus vorbei geht es zum Gerichtsgebäude am Nytorv-Platz, wo früher öffentliche Hinrichtungen stattfanden. Auf dem Platz hat es ein schönes Café und ich belohne mich erst mal mit meinem Frühstückskaffee. Durch die Kompagni-Strasse (eine Fussgänger- und Einkaufs-Strasse) geht es zum Höjbro-Platz, wo der Gründer der Stadt - Bischof Absalon - steht. Von da aus mache ich einen Abstecher zum Christiansburg-PalastDSC02672 (heute Sitz des Parlamentes) und zur alten Börse. Dabei komme ich an der Anlagestelle der City Boat Tour vorbei. Spontan entscheide ich, eine solche RundfahrtDSC02689 mitzumachen. Zuerst geht es in den Neuen Hafen, vorbei an ganz modernen Gebäuden: dem Spielkasino, der Oper und dem “Black Diamond” (Königliche Bibliothek) sowie durch die alten Docks, ganz neu bebaut, resp. aus alten Speichern umgebaut, wo sicher nicht Sozialempfänger wohnen (den Booten nach, die vor den Häusern ankern). Dann tuckern wir am Marinehafen entlang zur Lille Mermaid - dem Wahrzeichen von Kopenhagen. Durch die MenschentraubeDSC02692 sieht man diese kaum. Zurück geht es über den Kanal mit den Hausbooten. Hier findet sich eine Riesenvielfalt an schwimmenden Wohnungen - bis hin zum alten Feuerwehr-Schiff. DSC02701Zudem befinden wir uns hier nahe an der Erlöser-Kirche mit ihrem gedrechselten Turm. Zurück shippern wir durch einen ganz engen Kanal, am früheren Königssitz, dem abgebrannten Frederiksholm-Palast, und am Thorwaldsen’s Museum (berühmter dänischer Künstler, der den italienischen Klassizismus nach Kopenhagen brachte) vorbei. Diese Stunde hat sich echt gelohnt. So habe ich Seiten von Kopenhagen kennen gelernt, an die ich sonst wohl kaum herangekommen wäre.DSC02697 Jetzt ist aber endlich Mittagessens-Zeit. In einem lauschigen Hinterhof bestelle ich Kalbfleisch-Tatar mit grünem Salat. Mit frischem Meerrettich hervorragend gemacht und schön serviert. Auch kulinarischDSC02710 bietet Dänemark viel. Nach einem doppelten Espresso radle ich auf gut Glück weiter: zum Königlichen Theater, zum Amalienborg-Palast, zur St. Alban-Kirche mit dem Gefion-Brunnen und schliesslich zur Mermaid. Vom Ufer aus gelingt es mir besser, DSC02708durch die vielen Leute hindurch ein Foto zu schiessen. Jetzt ist meine heutige Entdecker-Lust gestillt. Auf dem Rückweg durch die Stadt strolche ich eher den Sport-Boutiquen nach: schliesslich sollte ich meine Cargo-Shorts ersetzen. Im grössten Warenhaus der Stadt - dem Magasin - fällt mir ein Gilet in die Augen, das zudem im Ausverkauf günstig zu haben ist. Gekauft. Aber die Shorts sind schon lange weg. Dürfte schwer werden. Ein netter Verkäufer gibt mir den Tipp, wo in der Nähe es 3 grosse Sport-Geschäfte hat. Ohne grosse Hoffnungen fahre ich vorbei - und siehe da, es lohnt sich. Voll beladen strample ich schliesslich den weiten Weg zurück zum Campingplatz.

DSC02720Freitag, 23.08.:  Von den Temperaturen her ist immer noch Sommer, aber sonst zieht auch hier langsam der Herbst ein. Die Morgenstimmung und allgemein das Licht haben sich verändert. Und der Wind ist wieder daDSC02723, gemeinerweise immer als Gegenwind: morgens auf dem Weg in die Stadt, abends heraus. Heute geht es zuerst ins Latin Quarter und zum Universitätsgelände. Die engen Gassen sind voll von alten Häusern, Kuriositäten-Shops, Kunstgalerien und Restaurants. Vis-à-vis der Universität liegt die Kopenhagen Kathedrale. Im Studenterhuset nehme ich meinen Morgenkaffee - sehr gut und für hiesige Verhältnisse preiswertDSC02725. An der Synagoge und der Zentralbibliothek vorbei pedale ich zur Dreifaltigkeits-Kirche, wo ich wieder einmal in den Genuss eines Konzerts komme. Dieses Mal für Orgel und Trompete. Leider ist mir diesesDSC02719 bald einmal zu laut und ich muss die Kirche verlassen. Anschliessend fahre ich durch den King’s Garden zum Rosenborg Schloss. Beides aus der Renaissance-Zeit. Leider sind die Kronjuwelen momentan nicht zu beschauen (Hätte gerne ein kleines Andenken mitgenommen...). Eigentlich ist schon Mittagszeit, aber die drei nahe beieinander liegenden Kirchen - Marmor-Kirche (eine Mini-Kopie des Petersdoms in Rom), die romanische Domkirche der Katholiken und dieDSC02731 Russisch-Orthodoxe Kirche - sind nicht weit. Zum Mittagessen will ich ins Brewpub - einer Design-Brauerei mit hübschem Innenhof. Und da komme ich voll auf meine Rechnung: das Mittags-Menu umfasst 5 dänische SpezialitätenDSC02732 und die passenden Biere dazu. Spitze! Mit vollem Bauch und etwas runden Schuhen fahre ich nochmals zum Runden Turm, wo ich die Aussichtsplattform im Visier habe. Der Runde Turm ist übrigens der erste Teil des Trinitatis-Komplexes: Für die Gelehrten des 17.Jhdts. waren ja die 3 wichtigsten Einrichtungen ein astronomisches Observatorium, eine Studentenkirche und eine Universitätsbibliothek. So wurden dann im Turm das älteste Observatorium Europas und die Bibliothek eingerichtet. Und die Kirche baute man an den Turm an. Oben auf der Plattform bleibt mir nur zu sagen: Kopenhagen ist eine tolle Stadt - auch von oben!

Samstag, 24.08.:  Der heutige Weg führt mich von der Nordost-Ecke zum Südost-Zipfel DSC02734Dänemarks: nach Mons Klint. Nach der Bastei in der Sächsischen Schweiz und dem Königsstuhl auf Rügen treffe ich hier zum dritten Mal auf eine ähnliche Attraktion: weisse Kreidefelsen. Im Unterschied zu den beiden anderen Orten ist es da aber nicht überlaufen. Und man kann die Felsen von ganz nahe ansehen. Denn es gibt die Möglichkeit, über eine Treppe ans Ufer unterhalb der Felsen zu gelangen. Was DSC02735allerdings bei 481 Stufen verdient werden muss. Vor allem wieder hoch! Mons Klint ist eine Zeitreise durch 75 Mio Jahre Erdgeschichte. Wie einem im “Zeittunnel” des multimedialen Geo-Centers in einer halbstündigen Show näher gebracht wird. Ein eindrückliches Erlebnis. Vom 128m hohen Felsen Dronningestolen kann man offensichtlich bei gutem Wetter Südschweden und Rügen erkennen. Heute reicht die Sicht dazu leider nicht. Die schlechte NachrichtDSC02738 von heute: mein Bike beginnt, mich im Stich zu lassen. Schon gestern merkte ich erste Anzeichen, dass der Motor nicht immer volle Leistung abgibt. Heute stottert er manchmal richtig: plötzlich kein, plötzlich wieder Schub. Vermutlich ein Wackelkontakt. Naja, das Rad hat auch einiges durchgemacht. Rund 3000km Fahrt - darunter ziemlich harte Mountain-Bike-Strecken. Und in der Garage des Campers ist es ebenfalls einige Male heftig geschüttelt worden. Dieses Stop and Go ist nur recht unangenehm. Vor allem auf steilen Strecken - rauf oder runter. So wirft mich mein Drahtesel zwei Mal bei Gefälle von 15% auf Kies und Sand beinahe ab. Ich kann gerade noch abspringen. Zurück bleiben als Andenken ein paar kleinere Schürfungen.

DSC02755Sonntag, 25.08.:  In der Nacht tobte ein heftiger HerbststurmDSC02772. Am Morgen hat sich der Wind etwas beruhigt, die Sonne strahlt - aber die Temperaturen sind ein paar Grad tiefer (so um die 20 Grad). Heute ist eine Schloss-Tour angesagt. Und zwar auf Fünen. D.h. als erstes 200km dislozieren. Und über die gut 15km lange Brücke den Store-Belt überqueren. Überall sind die DSC02765Dreschmaschinen unterwegs, um das viele Korn einzubringen. Die Fahrt durch das schöne und reiche LandwirtschaftslandDSC02774 ist traumhaft. Nur der Seitenwind macht ab und an zu schaffen. Das Renaissance-Schloss Egeskov heisst nicht ganz zu Unrecht so: Egeskov bedeutet Eichenwald und das Wasserschloss ruht auf mehr als 1000 Eichenpfählen. Es heisst, man habe einen ganzen Wald dafür roden müssen. Das Schloss ist immer noch bewohnt und daher nur teilweise zugänglich. Es zeigt Alltags-Geschichte von Land-Edelleuten vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Von der Ritterrüstung bis zu den Spielzeugen des heutigen GrafenDSC02782. Absolut sehenswert. Der Rummel darum herum stösst mich eher ab: ein Abenteuerpark für Kinder, der Tree Top Walk, die Auto- und Motorrad-Sammlung, ein Kletterpfad usw. Dafür ist der Renaissance-Garten sehr erholsam. DSC02787Für Valdemars Slot reicht die Zeit leider nicht mehr ganz. Da der Weg wieder einmal schlecht beschildert ist, muss ich mich zu lange durchfragen. So bin ich erst eine Viertelstunde vor Schliessung da. Das reicht natürlich nicht für eine Besichtigung von innen. Aber wenigstens von aussen sind erste neugierige Blicke möglich. Und zu diesem Schloss DSC02788passt für mich der Begriff Märchenschloss bisher am besten. Auf dem Weg zum Campingplatz ganz in der Nähe entdecke ich noch ein paar typische Fünen-Häuschen.

Montag, 26.08.:  Leider ist fotografieren in Valdemars Slot verboten. Ausser in der Eingangshalle. DSC02796Das wird aber schnell verständlich, wenn man durch die ersten Räume geht. Hier ist nämlich kein Museum, sondern Wohnraum. Auf mein Nachfragen hin bestätigt die Verwalterin, dass die Herrschaften gerne und oft hierher kommen und dann auch da wohnen. Natürlich gibt es viele alte Stücke zu bestaunen, das meiste Mobiliar stammt aber aus dem 18. bis 20.Jhdt.. Erbaut wurde das Schloss im frühen 17.Jhdt. vom damaligen König Christian 4. für seinen Sohn Graf Valdemar.DSC02789 Nachdem dieser jung im Krieg starb, bekam der Seeheld Niels Juel das Krongut als Prisengeld für eroberte Schiffe. Noch heute ist das Gut im Besitz der Baronin Juel-Brockdorff. Eindrücklich im Schloss sind die Raumgrössen. Kaum ein Raum unter 80m2, Raumhöhe 6.50m. Das dicke Mauerwerk und die alten Kellergewölbe sind noch ursprüngliche Bausubstanz. Das monumentale Barockhaus stammt aus der Umbauzeit (1680) durch Niels Juel. Im Innern gibt es dann viele Elemente - vor allem Decken und Wände - aus dem Rokoko (um 1750) und Klassizismus (gegen 1800). Alles in allem ein eindrückliches, und trotzdem gemütliches Schloss. Ausser den beiden Dachstühlen, die Massen von Jagdtrophäen aus aller Welt zeigen. In Svendborg gefällt es mir sehr gut. Ich bleibe noch 1 Nacht hier. Und bringe mich, meine Kleider und den Camper wieder auf Vordermann.

DSC02801Dienstag, 27.08.:  Tagesbeginn mit Camper’s Leiden: gestern alles herausgeputzt, heute früh viel Tau und Sand vor der Türe = auch bei aller Vorsicht Sand im Camper. Naja, bis ich wegfahre ist er trocken und ich wische ihn einfach wieder hinaus.DSC02825 Genau wegen dieser Mehrarbeit komme ich aber 5 Minuten zu spät an die Fähre nach der Insel Aerö. Und muss 2 Stunden warten. Ich überbrücke die Zeit mit Geldautomat, Einkaufen und Caffe Latte. Mein einzig klares Ziel heute ist die Hauptstadt von Aerö: Aerösköbing. Wie es dann weiter geht, entscheide ich spontan: zurück nach Svendborg, weiter nach Faaborg oder gar Odense. Vielleicht bleibe ich auch auf der Insel, sofern es mir dort gefällt. Die Fähre führt von Svendborg direkt DSC02809nach Aerösköbing. Dessen Altstadt steht unter Denkmalschutz. 1629 brannte die damalige Stadt vollständig nieder und wurde anschliessend wieder neu aufgebaut. Und seit Mitte des 17.Jhdts. hat es keine grossen VeränderungenDSC02818 mehr gegeben. Die vielen alten und liebevoll gepflegten Fachwerkhäuser strahlen so viel “hygge” aus, wie man sie in wohl keiner anderen Stadt Dänemarks findet. Hygge bedeutet auf dänisch etwa das Gleiche wie “cosy” im Englischen: also wohlige Gemütlichkeit. Marstal - die grösste Stadt der Insel -, die ich anschliessend besuche, kann da nicht mithalten. Ich entscheide mich, zum Aerösköbing Camping zu fahren und heute Nacht auf der Insel zu bleiben. Es ist so friedlich hier. Und es herrscht absolutes Badehosen-Wetter: schön, heiss, windstill. So kann ich morgen von Söby aus nach Faaborg übersetzen, was mir ermöglicht, auch diese beiden Orte noch zu besuchen. Ich habe nämlich heute Fotos von Faaborg gesehen, die mich durchaus reizen, dieses Städtchen genauer zu inspizieren.

Mittwoch, 28.08.:  Nach einer romantischen Abendstimmung schlafeDSC02839 ich zufrieden ein und erwache nachts um halb 3 Uhr plötzlich mit heftigen Magenschmerzen. Sofort aufstehen - es könnte mir ja übel werden - und 1 Glas Cola mit 2 Kohletabletten einnehmen. Dann zur Camping-Toilette. Kein Brechreiz, aber nur wenig Besserung. Zweites Glas Cola plus 2 Tabletten. Nach gut 1 1/2std dann eine deutliche Erholung. Ich gehe wieder ins Bett und schlafe den Schlaf des Gerechten. Ich hätte gestern doch nicht auf dem Schiff essen sollen: Diese Wurst aus gestampftem Karton mit einer Hülle aus Bauplastic war wohl nicht das Richtige. Es erschien halt einfach, die 5/4std über Mittag so zu überbrückenDSC02843. Am Morgen bin ich fit, nur muss ich ganz rassig auf Toilette. Das Wetter bleibt himmelblau und heiss. Söby erweist sich als typisches Hafen-, Arbeiter- und Handwerker-Städtchen. Ohne echtes Zentrum, mit vielen verstreuten Einfamilienhäuschen. Dafür mit einem grossen Baumarkt. Aerö als Ganzes ist - vermutlich vor allem DSC02854bei schönem Wetter - eine verwunschene und verträumte Destination. Hier scheint die Zeit still zu stehen, oder zumindest langsamer zu ticken. Danke Aerö, war schön dich kennen zu lernen! In Faaborg grüsst der dicke, gelbe, mittelalterliche Kirchturm die Besucher, die von der See her kommen. Er überragt die Stadt wie ein Wehrturm. DSC02850Faaborg ist ein bisschen Aerösköbing, hat aber mit moderneren Bauten und einer Fussgänger-Einkaufsgasse auch städtisches Flair. Leider kann ich den Rokokosaal im Gamle Gaard - offensichtlich eine Sehenswürdigkeit - nicht beschauen. Die schliessen schon um 15 Uhr. So geht es halt bald einmal weiter nach Odense, wo ich etwa um 17.30 Uhr im Stadtcamping ankomme. Ich bin ein bisschen geschlaucht. Die Nacht hat mich wohl doch mehr mitgenommen als gedacht.

DSC02855Donnerstag, 29.09.:  Odense ist im wahrsten Sinne des Wortes eine MDSC02856ärchen-Stadt. Natürlich wegen Hans Christian Andersen, der hier geboren wurde, aufwuchs und später mit seinen Fabeln und Märchen weltberühmt wurde. Er ist in dieser Stadt allgegenwärtig: sei es an speziell ausgezeichneten Orten oder in Form von Skulpturen zu seinen Geschichten - zB. “Des Königs neue Kleider”. Spannend ist aber auch das ganze Stadtzentrum: früher ein bedeutendes Handels- und bei der Industrialisierung auch Fabrik-Zentrum wird dieses Erbe mit Sinn fürs Geschäft gut verwaltet. Die Stadt gibt sich immer noch so verwinkelt, herausgeputzt und überschaubar wie vor 200-300 Jahren. Die nicht mehr gebrauchten Gebäude DSC02860wurden nicht abgerissen, sondern umgenutzt. So wurde zB. aus der ehemaligen Kleiderfabrik Brandt ein Kulturzentrum mit Kino, Galerien, Boutiquen, Museen, Cafés und Restaurants. Mitten im Stadtzentrum auch die Universität und eine grosse Künstlerszene. Vieles von der gezeigten Kunst ist beinahe tagesaktuell: Fotos, Kleidung, Gebrauchskunst,DSC02872 Malerei und Skulpturen. Nur das Fyn-Kunstmuseum macht die Ausnahme und zeigt Fünen-Kunst vom 17.Jhdt. bis heute. Mit einer zusätzlichen Sonderausstellung zum 150 Jahre-Jubiläum der Bildhauerin Anne Marie Carl-Nielsen. Die Innenstadt ist beflaggt: zZt. findet hier das OFF: Odense Film-Festival statt. Zentral gelegen sind natürlich auch das Stadthaus und der Dom. Schmuckstück des gotischen Doms ist der 5m hohe Altar. Es gäbe noch einiges mehr zu sehen, doch mir steht der Sinn jetzt eher nach bummeln in der FussgängerDSC02873-Zone und etwas essen. Schliesslich ist schon gut 14 Uhr. Ich schliesse das Bike - das trotz seiner Bockigkeit den Dienst tun muss - an einen Baum und flaniere los. In keinem Restaurant will es mir so recht gefallen.DSC02875 Entweder keine Sonne oder das Angebot stimmt nicht. Auch lange Cargo-Hosen - die so langsam nötig würden - lassen sich keine finden. Dafür kaufe ich Kaffee-Rahm und Cigarillos günstig ein. So schwinge ich mich halt wieder auf mein Rad und pedale durch den Stadtpark zurück Richtung Campingplatz. Dabei nehme ich einen etwas anderen Weg als heute früh und siehe da: direkt am Stadtweiher steht das Beef-House mit wunderschöner Terrasse. In vollen Zügen geniesse ich ein (zugegebenermassen spätes) Mittags-Menu. Gegen 17 Uhr bin ich dann zurück am Camping, wo ich mir noch einen feinen Espresso mache. Am Abend Skypen und ein paar Nüsse und Früchte.

Freitag, 30.08.:  Der Morgen gibt sich bedeckt. Und genau wie ich auf Toilette bin, DSC02878beginnt es zu regnen. Zurück beim Camper ist schon alles nass. So gut und schnell es geht trocknen und einräumen. Eigentlich ist heute der Regen ja egal. Ich habe einen Transfer von gut 150km über DSC02879Kolding nach Ribe vor mir - und in Kolding will ich das Schloss und die Galerie Trapholt ansehen. Beides unter Dach. Kolding zeigt sich widerspenstig, was einen passenden Parkplatz angeht. Wieder einmal muss ich in der engen Altstadt unter heiklen Bedingungen wenden (Wobei ich später feststelle, dass ich für Busparkplätze nur hätte 50m weiter fahren müssen!!). So stelle ich den Camper einfach mitten in der Geschäftszone halb Strasse/halb Trottoir ab. Hier im Norden geht das (Habe auf jeden Fall keine Busse bekommen). Das Schloss Koldinghus überzeugt mich nicht ganz. Wobei man sagen muss, dass es noch nicht fertig restauriertDSC02886 ist und von aussen ziemlich lädiert daherkommt. Auch im Innern ist maximal die Hälfte des riesigen Raumangebotes genutzt. Aber es wird fleissig an der Restauration wie der Ausgestaltung gearbeitet. Das Innere ist als Museum aufgebaut. Und zwar in Form von Abteilungen: für die Schlossgeschichte, für Möbel, für Bilder, für Fayence, für Gläser, für Silber, für Münzen, für Bücher, für mittelalterliche Kirchenkunst usw. usf.. Mir zu wenig lebendig, zu sehr eben Ausstellung. Aber für fachlich Interessierte eine absolute Fundgrube. Dafür blühe ich in der Galerie Trapholt richtig auf. Da wird zwar auch Kunst aus allen möglichen Gattungen gezeigt,DSC02892 aber sehr lebendig zusammengestellt. Vergleichbar zum Vitra-Museum die Sammlung dänischer Stühle: unter dem Titel “Zwischen Form und Story Telling”, kombiniert mit Plastic Fantastic und einer Freistätte von Nanna Ditzel. Eine Retrospektive von Marco Evaristti neben der Keramik-Sammlung von Trapholt. Dann die bunte Welt von Nick Cave “The world is my skin”.DSC02891 Die sehr modernen Sääle von Richard Mortensen und Henrik Vibskov. Alles kombiniert mit Bildern und Skulpturen. Oder einem Henningsen-Flügel (siehe auch gestern). Das Mittags-Buffet im Café Trapholt - raffiniert und fein zusammengestellt - rundet mein Wohlgefühl ab. Zu allem wagt sich noch die Sonne hervor. Relativ früh erreiche ich den Ribecamping. Und werde beim Check-In aufgeklärt, dass hier heute und morgen das Weinfest stattfindet. Da werde ich heute Abend wohl hingehen.

Samstag, 31.08.:  Das Weinfest gestern war wohl eher ein Reinfall. Von Fest keine Rede. DSC02913Messe wäre das bessere Wort.DSC02922 Man muss sich das so vorstellen: das Weinschiff von Zürich findet einfach immer am letzten Wochenende im August statt - und zwar in der Fussgängerzone der Stadt Ribe. Nur: den Wein gibt es hier nicht gratis zu degustieren. Man muss ein Glas kaufen und damit geht man dann reihum. Was natürlich viele Leute verleitet, einen über den Durst zu trinken. Das Angebot wäre noch spannend, weil viele Weinregionen vertreten sind, die wir nicht so kennen. ZB aus Island oder dem sonstigen Skandinavien.DSC02919 Da allein trinken sowieso nicht so interessant ist, bin ich bald wieder zum Camper zurück. Was ich aber feststellen konnte ist, dass die Altstadt wirklich einiges zu bieten hat. Ribe ist die älteste Stadt Dänemarks, im Jahr 710 gegründet von Wikingern. Sie war auch das erste ZentrumDSC02934 des hiesigen Christentums. Wovon der Dom aus dem Jahr 1117 zeugt. Seine Strenge spiegelt viel von der Kampfhaltung der damaligen Gläubigen wider, die harte und entbehrungsreiche Pionierarbeit leisten mussten. Auch das alte Rathaus - aus dem 14./15.Jhdt. -, das bis in die Neuzeit so benutzt wurde und heute noch als Standesamt dient, wirkt eher strikt. Aus vielen alten Gebäuden - so zB dem Gefängnis - wurden Hotels. Oder Restaurants. Das “Weinfest” wirkt auf mich leider eher störend. Versperren doch die vielen Verkaufsstände und Leute den Blick auf Details. Daher bike ich schon am frühen Nachmittag zurück zum Campingplatz.

Sonntag, 01.09.:  Heute will das Wetter nicht so recht:DSC02941 mehrheitlich bedeckt, ab und zu Nieselregen und ein bissig-kalter Wind. Nicht gerade das Wunschprogramm für ein gemütliches Frühstück.DSC02948 Ich mache vorwärts und fahre früh los. Richtung Tönder - oder Tondern, wie es auf deutsch heisst. Am Strassenrand sieht man Kollateralschäden des gestrigen Weinfests: das Rotlicht hängt traurig vom geknickten Mast herunter und im Strassengraben liegt dekorativ ein fast neues Auto auf der Seite. Oje. Ich fahre der Küstenstrasse entlang. Diesen Umweg hätte ich aber auch sein lassen können - vom Meer oder der Küste weit und breit nichts zu sehen.DSC02949 Macht nichts: es ist ja nicht weit. In Tönder sind das erste Mal am Sonntag die touristischen Attraktionen geschlossen. Mit dem Monatswechsel wurde offiziell die Nachsaison eingeläutet. Schade. Tönder war einmal für Spitzen und Klöppelsachen berühmt und das Öhlsen-Haus mit der entsprechenden Ausstellung hätte ich gerne besucht. DSC02950Dasselbe gilt für das Kunsthaus und das Stadthaus. So kann ich einzig durch die Altstadt flanieren und die alten Bürgerhäuser, die kreativen Brunnen, den lustigen Turm der StadtkircheDSC02954 und die alte Apotheke bewundern. Ganz speziell sind hier die Schaufenster-Erker. Im Kloster-Café gibt es den üblichen Cafè Latte, diesmal mit einem Stück Walnuss-Kuchen. Am Nachmittag nehme ich dann den Weg nach Flensburg unter die Räder. Die letzten dänischen Kronen werden noch in Benzin umgewandelt - und schon bin ich ennet der Grenze. In Deutschland. Dem Land, wo meine grosse Reise anfing und wo sie auch aufhören wird. Das Ende meines Trips in gut 1 Monat rückt spürbar näher. Im Campingplatz Jarplund - 3km vom Flensburger Stadtzentrum weg - finde ich ein nettes Plätzchen.

DSC02958Montag, 02.09.:  Seit gestern Abend regnet es ununterbrochen. Und der Wind ist auch nicht von schlechten Eltern. Mit dem Bike in die Stadt scheint unmöglich. Also erkundige ich mich nach ÖV. Gibt es direkt vor der Haustüre. Allerdings nur etwa alle 1-2 Stunden. Der letzte Bus ist vor 10min los. DSC02965Mist. Da der Regen etwas nachlässt, entscheide ich mich doch für das Bike. Schliesslich will ich zum Fahrrad-Mechaniker. Auf dem Weg dann ein plötzlicher Wassersturz. Glücklicherweise ganz in der Nähe eines Einkaufs-Centers. Das Rad unters Dach und ein wenig rumschauen. Und was finde ich so ganz nebenbei: eine Softshell-Cargo-Hose schwarz in Grösse 25. Ich steige hinein, sie passt wie angegossen, ich kaufe. Mein Stadtbummel lässt sich gut an. Von Jarplund komme ich am Südende der Altstadt an. Der Weg führt am Kloster Zum Heiligen Geist vorbei direkt zum Rumhaus Braasch. Wenn das nicht passend ist! Durch die Rote Strasse DSC02969(eine historische Altstadt-Gasse mit vielen schönen Hinterhöfen) geht es zum Südermarkt (ältester Wochenmarkt in Schleswig-Holstein) mit der St.Nikolai-Kirche (Steinbau von 1390, berühmte Renaissance-Orgel von Hinrich Ringeringk). Daran schliesst dann die lange Fussgängerzone Holm DSC02968und Grosse Strasse an. Hier kann man nicht nur bummeln, shoppen und gut essen, hier finden sich auch diverse architektonische Perlen mit Geschichte. Handelshöfe aus der Flensburger Blütezeit vor dem 30-jährigen Krieg oder alte Stadtpalais. Auch der Holm hat viele Hinterhöfe: in einem davon mein gesuchtes Fahrrad-Geschäft. Mit dem ich einen Volltreffer lande: der Chef hört sich meine Geschichte an und meint “Könnte vielleicht der Magnet verschoben sein?” Ich erwarte jetzt eine mehrstündige Operation und er verändert nur etwas kleines am Hinterrad. Und simselabim: mein Rad tut wie neu. Das Ganze schnell fixieren, die gebrochenen PedalenDSC02970 auswechseln, alles eine Sache von 10min und Euro 18.-. Super! Trotz Regen geht es mir jetzt wirklich richtig gut. Was beim Chinesen gefeiert wird. Frisch gestärkt - gilt für mich wie mein Bike - radeln wir an der Heiliggeist-Kirche (1386 erbaut, Haus der dänischen Gemeinde - die hier recht gross ist. Das meiste entsprechend zweisprachig angeschrieben) und dem Brasseriehof  (Handlungsort der Theodor Storm-Novelle “Im Nachbarhaus links”) vorbei zum Nordermarkt (Platz aus der Stadtgründerzeit mit den Schrangen: Arkadengang für Bäcker und Schlächter). Zudem stehen da die Marienkirche (dreischiffiger Steinbau von 1284) und der Neptunbrunnen (von 1758, mit einem Spiegelmonogramm des dänischen Königs Friedrich V.). So langsam ist für heute genug. Ich kurve noch zum Kompagnietor (1602 erbaut vom Flensburger Schiffergelag: der Vereinigung der hiesigen Schiffer und Kaufleute) und über den historischen Hafen zurück Richtung Campingplatz.

DDSC02978ienstag, 03.09.:  Hallo, was ist denn das? Scheu wecken mich ein paar Sonnenstrahlen. Leider läuten sie nicht den totalen Wetterwechsel ein: es wird den ganzen Tag bedeckt bleiben und zwischen kurzem Nieseln und imagesCADJ96P1einzelnen Sonnendurchbrüchen wechseln. Dennoch, besser als Regen, Regen, Regen. Heute will ich erst zum Museumsberg (Städtisches Museum, schöne Aussicht über die Stadt) und zum Alten Friedhof mit dem Idstedt-Löwen (Friedhof bis 1813, Denkmal an die Schlacht von Idstedt).imagesCAHCQYBM Mit Aussicht ist leider bei diesem Wetter nicht gerade viel los. Der Friedhof ist eine wunderschöne Anlage mit eindrucksvollen Grabsteinen und Denkmälern. Anschliessend radle ich dem ganzen Hafenbecken entlang zum NordertorDSC02980 - dem Wahrzeichen Flensburgs (erbaut 1595). Daneben gleich die Phänomenta - so etwas wie das Technorama von Winterthur - und das Volksbad (ehem. Stadtbad, heute KUK DSC02982Kultur- und Kommunikationszentrum der Stadt). Von da aus schlendere ich der Norderstrasse entlang bis zur Grossen Strasse und komme vorbei an: der Central-Bibliothek, der Oluf Samson-Gang (frühere Wohnstrasse der Schiffer, dann “Liebesgasse” im Vergnügungsviertel), dem Lagerhaus-Hof, dem Künstler-Hof, dem Eckener Haus (Flensburger Familie mit berühmten Sprösslingen: Luftfahrt-Pionier Hugo Eckener, Maler und Grafiker Alexander Eckener)DSC02995 und dem Rumhaus Sonnberg (ehem. berühmtes Rumhaus, heute Brauerei Hansen). Da die Zeit schon fortgeschritten ist, DSC02994esse ich in der Brauerei eine Haxe. Natürlich mit Selbstgebrautem und zum Schluss noch Selbstgebranntem: Bierbrand - etwas, das ich noch nie getrunken habe. Ein milder feiner Klarer. Zufrieden - wenn auch mit etwas runden Reifen - pedale ich dann gemächlich Richtung Jarplund. Morgen gehts weiter: über Tönning nach St.Peter-Ording.

Mittwoch, 04.09:  Durch die dünne Nebeldecke drückt die Sonne. Und wie ich um 10.30 DSC03014Uhr losfahre zeigt das Thermometer bereits 22 Grad. Ich freue mich auf einen schönen Tag. Nur leider fahre ich südwestwärts - und dort DSC03023hockt offensichtlich immer noch das Zentrum des Schlechtwetters. Auf jeden Fall wird es Richtung Tönning je länger desto dunkler. Tönnings Lage an der Eidermündung sorgte früher für Wohlstand. Im 17. und 18.Jhdt. wurde mit Getreide, Käse und Wolle gehandelt und Vieh nach England verschifft. Der alte Hafen und einige Giebelhäuser am Marktplatz zeugen noch davon. Ende des 19.Jhdts. fiel die Hafenstadt durch den Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals in einen Dornröschen-Schlaf. TouristischDSC03003 wachgeküsst wurde sie dann durch den Nationalpark Wattenmeer und den Bau des Multimar Wattforums: einer einzigartigen Erlebniswelt zum Thema Wattenmeer. Auf 3 Etagen werden einem die Naturvorgänge, die Vogel-, Fisch- undDSC03007 Krustentierwelt im Watt näher gebracht. Absolut spannend. Beim kleinen Mittagessen im Hafen hellt es auch hier noch auf. In St. Peter-Ording brennt richtig die Sonne vom Himmel herunter. St. Peter-Ording wird mit seinem 12 km langen und sehr breiten Strand die “Sandkiste der Nordseeküste” genannt. Über 200’000 Badefreudige, FKK-ler, Surfer, Kiter und Strandsegler kommen jährlich zu Besuch. Die Gemeinde ist aus 4 Ortsteilen zusammen gewachsen: in “Dorf” heisst es shoppen und schlemmen (zig Boutiquen und Restaurants), in “Bad” findet sich nebst DSC03025der Kurverwaltung das Wellenbad mit Dünensauna und Therme, in Ording halten sich vor allem die Sportler (Surfer, Kiter, Strandsegler) auf, in St. Peter-Böhl geht es dagegen richtig beschaulich zu (dort befindet sich der Leuchtturm). Sehenswert sind die romanische Kirche St. Peter (etwa 1200) im Zentrum von Dorf mit seinem Schnitzaltar und der traumhaft schönen Friedhof-Anlage. Sowie die Pfahlbau-Restaurants in Dorf und Bad: ursprünglich als Umkleide-Kabinen gebaut, heute als Gaststätten Charakteristika des Ortes. Bis zu 8m über Sand, resp. Wasser kann man sich hier romantisch verpflegen. Wichtig: Wer trockenen Fusses nach Hause gelangen will, sollte vorher den Gezeiten-Kalender konsultieren!

DSC03036Donnerstag, 05.09.:  Heute hält sich das Wetter an die Vorschau: Es ist schön! Und immerhin gut 20 Grad. Heute will ich den ganzen Dammweg abklappern: von Süd (Leuchtturm in Böhl) bis Nord (Strandsegler in Ording). Und wenn die Zeit reichen sollte, möchte ich einmal einen Versuch mit Strandsegeln wagen. Der Anfang ist nicht ganz leicht, der Einstieg auf den Damm schwierig zu finden. Mit gütiger Hilfe von Einheimischen finde ich mich direkt am Leuchtturm wieder. Leider kann dieser nicht bestiegen oder besichtigt werden. Also zum ersten Pfahlbau-Restaurant: der “Strandklause” in Ording. Wegen einer Verlobungs-Feier geschlossen.DSC03045 Die Bedienung hat Einsicht mit mir und serviert mir trotzdem meinen Milchkaffee. Weiter pedale ich nach Bad zur Seebrücke. Hier ist Radfahren verboten - und Zutritt nur mit Kurkarte oder gegen Eintritt. Das Bike anketten, die Kurkarte zücken und los geht die Wanderung. Die Brücke ist nämlich über 1km lang. Am Ende das Pfahlbau-Restaurant “Arche Noah”. Wo Zeit für Tagliatelle Bolognese und ein kühles Blondes ist. Nach einem Verdauungs-Cigarillo (Espresso getraue ich mich da nicht zu bestellen) RückwegDSC03057 zum Bike und Weiterfahrt nach Ording. Hier ist ein Riesen-Rummel - das schöne Wetter lockt alle hinter dem Ofen hervor. Nur - wo ich doch heute den Mut zum Strandsegeln hätte - ist da weit und breit niemand zu finden. Vielleicht ist eben der Wind doch zu stark? Naja - es hat nicht sollen sein. Zurück zum Camping fahre ich nochmals quer durch Dorf mit den heimeligen Beizen. “Zuhause” nutze ich die Zeit für einen Waschgang. So habe ich für Sylt wieder frische Kleider.

Freitag, 06.09.:  Heute wieder schön und heiss: gestern kletterte das Thermometer schon aDSC03059uf 25, heute sind 27 Grad angesagt. Meine Tages-Aufgaben: unbedingt Gasflaschen nachfüllen - also eine LPG-Tankstelle suchen - und eine gute Ausgangslage für Sylt finden. Dank Internet  beides lösbar. Husum, wo ich ja sowieso vorbei komme, verfügt über 3 solcher Tankstellen. Und etwas Zeit wird sich wohl noch für eine Stadtbesichtigung finden. Zumindest Marktplatz und Hafen. Das Schloss halt ev. später. DSC03065Klanxbüll als letzte Bahnstation vor dem Hindenburg-Damm verfügt über einen kleinen Campingplatz (im Führer nicht vermerkt). Ich gebe dem Navi eine der Tankstellen ein und los gehts. Meine Tante im Navi hat heute wieder mal ihre Macken: sie führt mich über kleine und Kleinst-Strassen. Eine wunderschöne Fahrt durchs Nirgendwo. Mit dem kräftigen Wind sind die Silberpappeln auffällig: dank ihrer nach oben gekehrten Blatt-Unterseiten DSC03063wirken sie wirklich wie in Silber getaucht. Ich lande punktgenau und fülle mein Fahrzeug randvoll mit Gas und Benzin. Dann beginnt in Husum das Problem der Parkplatzsuche: nach langem Kurven stelle ich mein Fahrzeug halbwegs zulässig in Hafennähe ab. Weder Marktplatz noch Hafen sind besonders aufregend, aber Sonne und Wärme lassen richtig Feriengefühle aufkommen. So setze ich mich am Hafen in eine kleine Kneippe und genehmige mir etwas zu essen. Der Campingplatz in Klanxbüll liegt bei einem Bauernhof. Klein, nett, relativ gut ausgestattet (ausser Internet) - aber 2km weg vom Bahnhof. Den Camper eine Woche stehen lassen ist kein Problem, die Kosten dafür mehr als ok (4 Euro/Tag), nur: Wie zum Bahnhof und in 1 Woche wieder zurück? Die Bauernfrau hat ein Einsehen: zumindest morgen kann sie mich mitnehmen - sie muss ja sowieso einkaufen gehen. Zurück sehen wir später. Ist ja erst in 1 Woche!

Samstag, 07.09.:  Heute steht ein grosses Programm an: Camper aufräumen und packen: für alle Wetterlagen, für alle Gelegenheiten, Badsachen/Fotoapparat/ Feldstecher nicht vergessen. Ergibt 1 Koffer, 1 Tasche, 1 Rucksack plus Notebook. Um 9 Uhr bin ich natürlich für die Bauernfrau nicht bereit und frage sie nach der Nummer vom Taxi. Um 11 Uhr zum Bahnhof und Fahrt nach Westerland. In Westerland Gepäck einstellen und schauen, wo ich später den Schlüssel zum Appartement abholen muss. Mit dem Taxi zum Flughafen, etwas Kleines essen und das Mietauto in Empfang nehmen. Danach Einkauf für 2 Personen und 2 Tage, Wohnungsschlüssel und Gepäck abholen und Wohnung in Morsum aufsuchen. Nach gut 1 weiteren Stunde wieder aufbrechen, Gaby vom Flughafen abholen und nach Morsum fahren. Unseren ersten Abend feiern wir im Gourmet-Restaurant Morsum Kliff bei Hummer und Zicklein. Nicht schlecht, aber leider auch nicht wirklich Spitze. Trotzdem: wir haben viel zu erzählen und alles in allem gefällt es uns. Nur die Wetter-Vorhersage gibt zu denken.

Sonntag, 08.09.: DSC03070 Als erstes leben wir uns ein. Auspacken, einräumen, einrichten, frühstücken - und für mich seit langem wieder einmal ein Bad. Das Wetter ist besser als angesagt - zumindest regnet es nicht. Wir entscheiden uns für eine Insel-Tour.DSC03067 Und beginnen im Norden: über Keitum, Munkmarsch, Braderup, Kampen und List zielen wir die Nordspitze mit dem Ellenbogen an. Beim Ellenbogenberg geht es ohne Maut nicht mehr weiter. Die Natur-, Dünen- und Sand-Landschaft da oben lohnt sich aber bei schönem Wetter mehr als heute, sodass wir umkehren und nach List in den Hafen zum Sylter Erlebniszentrum Naturgewalten und zu Gosch fahren. Beim Fisch-Gourmet-Tempel kommen wir aus dem Staunen nicht heraus und geniessen das SonderangebotDSC03074: 3 Fisch-Canapés plus 1 Glas Prosecco für 6 Euro. Danach im Café nebenan Espresso macchiato und Cigarillo. Nächstes Ziel ist die Schicki-Micki-Spielwiese Kampen mit den vielen DSC03071Marken-Boutiquen. Der Ort ist schön, der Kaufreiz klein. Über Wenningstedt, Westerland und Rantum geht es dann südwärts nach Hörnum, wo wir uns bei den Adler-Schiffen nach Fahrplan und Preisen der Überfahrten nach Amrum und Föhr erkundigen. Denn zumindest eine davon möchten wir bei schönem Wetter mal machen. Dann geht es wieder hoch, an den bekannten Strandabschnitten Sansibar und Samoa vorbei nach Rantum, wo wir einen Blick in den Sölring-Hof werfen wollen: mit der Spitzenküche von Johannes King. Der Ort ist schön, die Karte tönt umwerfend, die Preise sind es auch. Wir müssen wirklich gute Laune haben, sollten wir einmal hierher kommen. Vorerst geht es aber “nach Hause”, wo ich meinen Einkauf: Rib Eye Steak, Salat und Gemüse auf den Tisch zaubern werde.

Montag, 09.09.:  Heute ist nicht gerade viel los. Schon früh um 10 Uhr beginnt es zu nieseln. Wir machen erst mal Wochenprogramm und fahren dann nach Westerland, um durch die Bummel- und Einkaufsmeile der Wilhelm- und Friedrichstrasse zum Strand zu flanieren.DSC03079 Nach dem Streifen durch die Boutiquen sind wir “erschöpft” und müssen uns im Café Extrablatt - direkt auf den Strand - stärken. Und wenn wir schon am Strand sind, werfen wir wenigstens noch einen Blick auf die Strandpromenade, auch wenn es fleissig weiter tröpfelt. Dann kaufen wir ein: Essen für 2 Tage und all die Kleinigkeiten, die uns in der Wohnung noch fehlen. Zurück in der Wohnung ist faulenzen und lesen angesagt. Am Abend wollen wir zu Gosch und die Delikatessen-Platte für 2 Personen degustieren. Denn die hat uns gestern mächtig Eindruck gemacht: etwa 20 verschiedene Sachen - u.a. Hummer, Langusten, Krebse, Muscheln, verschiedene Fische usw.

Dienstag, 10.09.:  Heute soll es den ganzen Tag regnen - wir DSC03089schlafen aus. Und wie wir endlich aufstehen, scheint draussen überraschend die Sonne. Sofort Programm umstellen. Nach dem späten Frühstück fahren wir zum Sansibar- und dann zum Samoa-Strand. Im Vorbeiweg schauen wir beim Shop von Johannes King vorbei.DSC03096 Schönes Häuschen, lustige Dekorationen, interessante Speise- und Getränke-Angebote - aber nichts das uns wirklich gluschtet. Beim Samoa lassen wir uns den Wind um die Ohren pfeifen, spüren den Sand unter den Füssen, gehen ein paar Schritte am Strand und schauen den FKK-lern zu. Noch schnell eins zwei Fotos - eigentlich am Nacktstrand verboten. Dann geniessen wir die Sonne im Garten-Restaurant und essen eine Kleinigkeit. Am NachmittagDSC03092 peilen wir die Strandpromenade in Westerland an, wo uns dann der Nieselregen wieder einholt. Hier entdecken wir, wie die Syltener eine Haus-Aufrichte verkünden: mit vielen bunten Kränzen anstelle des Tannenbäumchens, das wir verwenden. Westerlands Kirche entlockt uns keine Ahs und Ohs, also einkaufen und zurück in die Wohnung. Schliesslich haben wir beide spannende Bücher dabei. Am Abend (19-21 Uhr) wollen wir im Kursaal Rantum den Sylter Shanty-Chor hören.

Mittwoch, 11.09.:  Das Wetter ändert sich: der Wind hat von Südost auf Nordost gekehrt DSC03107und bläst die Schlechtwetterfront weg. Dafür sind die Temperaturen im leichten Sinkflug. Wir planen einen Festland-Ausflug mit der Nordost-Bahn nach Husum. Gemütliches Frühstück, zum Bahnhof Morsum und rund 1 Stunde Bahnfahrt durch das Flachland von Schleswig-Holstein. Vom Bahnhof Husum aus schlendern wir dem Hafenquai entlang bis zum Marktplatz. Gaby gefällt das herzige Städtchen gut. Für mich neu: der Hafen bei EbbeDSC03114 - nichts als Schlick. Heute ist genügend Zeit für das Schloss: ursprünglich Renaissance, später umgebaut in Barock, leider aber im Innern nicht zu besichtigen. Das Schloss-Café finden wir reizend, nur das Angebot spricht uns für ein kleines Mittagessen weniger an. Also zurück zum Hafen und zu Fisch-Loof, wo Gaby eine Auswahl von Meeresfrüchte-Salaten und ich einen Topf Miesmuscheln essen. Danach geniessen wir noch ein bisschen die Stimmung und flanieren langsam zum Bahnhof zurück. Um 18 Uhr sind wir wieder in Morsum. Wir kaufen schnell noch etwas ein und machen es uns in der Wohnung gemütlich.

Donnerstag, 12.09.:  Früh auf, denn wir möchten nach Amrum. Die Überraschung erwischt uns auf dem falschen Fuss: trotz Gutwetter-Prognose dicht verhangen und Nieselregen. Das bedeutet umplanen: statt um 10 Uhr den “Wurstkutter”DSC03117 (die langsame Adler IV) nach Amrum und Föhr nehmen wir um 12 Uhr das Schnellboot Adler Express nach Amrum. Das Wetter gibt uns recht: gegen Mittag klart es auf. Ich frage mich allerdings, ob das Schiff bei diesem Wetter überhaupt fährt. Aber oha: über 400 Personen wollen das gleiche wie wir. Wie man sich täuschen kann! Wegen der Ebbe müssen wir weiträumig Amrum umfahren, was uns an den Sandbänken mit den Tonnen-Robben - dem grössten und schwersten Raubtier Europas - und Seehunden vorbei führt. Schön. In WittdünimagesCATHEYCI besteigen wir spontan die Inselbahn Paul, die uns während 70min auf der ganzen Insel herumfährt und uns einen guten Überblick ermöglicht. Leider reicht dann die Zeit nicht mehr, nochmals zum schönsten Ort - Nebel - mit seinen reetgedeckten Häusern und den vielen “Pullover-Schweinen” (wie die Schafe hier scherzhaft genannt werden) zu fahren. Also schlendern wir durch Wittdün und genehmigenimagesCAYFFDLG uns in einer kleinen Kneippe ein Mittagessen. Zurück bei Flut führt der Weg zwischen Föhr und Amrum durch - vorbei an den Vogelreservaten. Ebenfalls schön. Zuhause müssen wir schon langsam an den Abschied denken: da wir morgen Abend auswärts essen, heisst es heute Resten wegputzen.

Freitag, 13.09.:  Von unserem ursprünglichen Wunsch-Programm bleibt uns nicht mehr viel: Ellenbogen-Berg und Ellenbogen, DSC03124das Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt sowie am Abend ins Landhaus Stricker zum Essen. Leider war nie Gelegenheit, im Badeanzug an die Sonne zu sitzen und ev. sogar zu baden. Wir fahren hoch zum Ellenbogen-Berg. Und siehe da: das Wetter wird so schön und warm wie nie zuvor. Am Weststrand wäre plötzlich Gelegenheit zum sünnele und bädele - nur haben wir keinen Badeanzug dabei. Da liegt die Nordsee wunderschön vor uns und wir können uns nur vorstellen wie es sein könnte. Dumm gelaufen. Trotzdem geniessen wir die Weitsicht vom “Berg” aus und trinken bei “König” einen Kaffee. Ins Erlebniszentrum zu gehen haben wir keine Lust, das Wetter ist zu schön. Also zu Gosch und an der Sonne Fisch-Brötchen mit Prosecco. Den Espresso imagesCAEL09UOgibts dann in Westerland: wo wir für mich noch ein paar Dinge einkaufen, und Gaby am Flughafen bereits eincheckt. Wegen Strassenbauten kurven wir 2 mal rund um das Flughafen-Gelände,imagesCAQ4KZ8I bis wir endlich den neuen Zugang finden. Das Essen bei Stricker ist mit 18 Gault & Millau doch etwas überbewertet. Sicher: man kann nirgends sagen, es sei schlecht. Aber das Auge profitiert mehr als der Gaumen. Die Präsentationen sind super, die Aromen eher ein Einerlei. Leider den doch hohen Preis nicht ganz wert. Schade.

Samstag, 14.09.:  War gestern der schönste Wetter-Tag unseres Aufenthaltes, ist heute der schlechteste: es regnet in Strömen und der Wind bläst einem die Tropfen fast waagrecht entgegen. Einziger Vorteil: der Abschied von Sylt fällt etwas leichter. Wir müssen die Wohnung bis 11 Uhr verlassen und die Schlüssel in Westerland abgeben. Was nun? Bis zum Abflug von Gaby in 4std im Flughafen warten? Nein. Lieber noch mal zu Gosch nach List und Fisch-Brötchen mit Prosecco geniessen. Gesagt getan! Nachher passt auch die Zeit für Flughafen und Koffer aufgeben. Und für den Abschied, denn während Gaby auf den Flieger wartet muss ich bis 15 Uhr das Auto zurückbringen. Trotz mittelmässigem Wetter: der gemeinsame Sylt-Urlaub war schön! Mir reicht die Zeit gerade auf den 15.22 Uhr-Zug. Statt allerdings 20min später in Klanxbüll anzukommen, dauert meine Fahrt über 1std. Mitten auf dem Damm steht der Zug still. In Klanxbüll haben sie ein Signal- und Weichen-Problem und die Züge können nur noch eingleisig verkehren. Was den Fahrplan völlig durcheinander bringt. Mein telefonisch bestelltes Taxi wartet natürlich nicht und so wird es fast 18 Uhr, bis ich endlich beim Camper ankomme. Dieser steht brav und geduldig an seinem Platz. Auspacken, einräumen, Resten von Sylt essen - todmüde. Bereits um 21 Uhr schlafe ich schon tief.

Sonntag, 15.09.:  Die ganze Nacht hat es tüchtig geregnet. Heute scheint es nordisches Allwetter-Programm zu geben. Aber die Wiese auf lehmigem Boden ist aufgeweicht. Was zu einem Problem mit Wegfahren führen könnte. Glücklicherweise habe ich das Fahrzeug DSC03130rückwärts auf die Keile gestellt, DSC03134sodass ich den Schwung vom Abrollen gleich nutzen kann, um auf festes Gelände zu kommen. Mein heutiges Programm: die Nolde-Stiftung in Seebüll, der “Rote Haubarg” im Adolfskoog, das historische Zentrum von Friedrichstadt und der St. Johannis-Dom von Meldorf. Seebüll ist zu klein für mein Navi. Da gibt es nur diese Stiftung, das Gästehaus Seebüll (das eigentlich auch zur Stiftung gehört) sowie ein einziges Gutshaus. Dafür schöne Landschaft mit Rebhühnern und Fasanen, die den Weg kreuzen. Ich fahreDSC03138 einfach nach Karte. Das ehemalige Atelier des DSC03127deutsch-dänischen Expressionisten Emil Nolde liegt romantisch inmitten eines von Nolde selbst entworfenen Gartens auf einer Warft. Insgesamt sind hier etwa 170 Werke von ihm ausgestellt: Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen und Grafiken. Sowie ein paar Plastiken, die er von seinen Reisen mitgebracht hat. Der Rote Haubarg ist das schönste und stattlichste Gutshaus der ganzen Region: um 1650 erbaut ist seine Holzkonstruktion 30m lang, 24m breit und fast 17m hoch. Ein Wunderwerk der Zimmermannskunst. Und im ehemaligen Herrschaftsteil befindet sich ein RestaurantDSC03140, das allein den Weg hierher lohnt. Friedrichstadt hat eine interessante Geschichte: im 17.Jhdt. lockte Herzog Friedrich III. wegen ihres Glaubens verfolgte Niederländer in sein Reich, um eine neue Hafen- und Handelsstadt zu gründen. Die Holländer bauten diese Stadt natürlich nach ihren Vorstellungen: mit Grachten und rechtwinkligen Strassenzügen sowie Holländergiebeln an den Häusern. Heute zählt die “Holländerstadt” zu den schönsten Städtchen Norddeutschlands. DSC03164Der Meldorfer St. Johannis-Dom ist eine neugotische dreischiffige Backstein-BasilikaDSC03161 mit gewaltigen Kuppeln. Nebst den Deckenfresken fallen der Flügelaltar, die Kanzel, das Chorgitter und das wie eine Glocke gegossene Taufbecken auf. So langsam wird es Zeit für die Suche nach einem Ruheplatz. Ich suche mir die “Perle” in Büsum aus - einen 5 Sterne-Camping. Das Navi zeigt wieder einmal seine Tücken: es führt mich zwar über einen landschaftlich traumhaften Weg, aber mit einer äusserst schmalen Deich-Strecke. Kreuzen fast nicht möglich - ausser auf Ausweich-Stellen, aber auch da noch immer schwierig. Die eine nötige Kreuzung braucht denn auch etwas Zauberei. Der Lohn: schnell am schönen Ziel.

Montag, 16.09.:  Heute ist ein Tag, der einem das Campen verleiden könnte. Nicht nur dass es stürmt, regnet und hagelt (schon die ganze Nacht!), der Camper moniert auf dem Bordcomputer auch noch “Motor kontrollieren lassen”. Stimmt: gestern hat er beim einparkieren plötzlich unmotiviert ausgesetzt. Und ist auch nicht rund gelaufen, als ich ihn wieder anliess. Aber gleich so. Ich suche eine Fiat Professional Garage in der Nähe. Der Garagenchef meint, aufgrund meiner Schilderungen könne er die Verantwortung nicht übernehmen, dass ich die 25km da hin fahre. Also rufe ich Fiat Assistance an. Nach langem Hin und Her meinen die lakonisch: Die Garantie sei abgelaufen, auf eigene Kosten würden sie mir aber schon helfen. Der Zürich Help Point fühlt sich für meinen Fall nicht zuständig, da ich bei ihnen keine Assistance-Versicherung habe. Schliesslich nimmt sich der VCS meiner an und organisiert einen Pannendienst. Dieser kommt nach fast 2std bei mir an, nachdem er sich in ca. 35min angemeldet hat. Naja, ich bin froh um Hilfe.DSC03165 Er schaut sich alles an, leider fehlt ihm das Messgerät. Er beruhigt mich aber dahingehend, dass es nichts Schlimmes sein und ich schon zur BILD-3~1Garage fahren könne. Er mir dies dann aber doch sehr ans Herz lege. Also wieder mit der Garage in Weddingstedt telefonieren und einen Termin für morgen ausmachen. Am Nachmittag scheint zwischen den Regenwellen auch mal die Sonne. Ich packe mein Bike und pedale nach Büsum: ein gemütliches kleines verschlafenes Städtchen. Wie viele andere hier mit Marktplatz, Rathaus, Kirche, Hafen und Fussgängerzone. Im Norden nichts Neues! Heute Abend muss ich mir unbedingt etwas Gutes tun: ich gehe ins Restaurant Zur Perle speisen.

Dienstag, 17.09.:  In der Zwischenzeit bin ich mir fast sicher, wo bei meinem Fahrzeug der Hund begraben liegt. War nicht etwas Ähnliches schon einmal? Beim Stecker des Chip-Tunings, dessen Klemmen sich durch die permanenten Erschütterungen lockern, was Kontaktprobleme schafft? Trotzdem: sicherheitshalber fahre ich zur Garage. Problemlos. Das Auto schnurrt wie ein braves Lämmchen. Der Chef selber hängt das Diagnose-Gerät an und siehe da: der Kraftstoff-Regler - also das, was halt neu über das Chip-Tuning geregelt wird. Klemmen im Stecker nachstellen, Kontaktöl dazu und den FDSC03172ehler aus dem System löschen - alles wieder paletti. Noch das kaputte Nummernschild-Lämpchen ersetzen, für alles 33 Euro zahlen (in der Schweiz hätte dafür nicht einmal der Lehrling einen Schraubenzieher in die Hand genommen) - und nach nicht einmal einer halben Stunde on the route again. Um 13 Uhr bin ich bereits in der Seehund-Station in Friedrichskoog. Hier werden “Heuler”DSC03186 - junge Seehunde, die mutterlos gefunden werden - aufgepäppelt, bis sie sich selbst ernähren können. Anschliessend werden sie in die Freiheit entlassen. Mich erinnert dies an Australien, wo ich ein ähnliches Programm für “Joes” - junge mutterlose Känguruhs - besucht habe. Wenn nötig hilft diese Station hier auch bei Seehunden, Kegelrobben oder gar Walen in Not (z.B. bei Verletzungen). Und hat ein ganzes Museum rund um diese Tiere aufgebaut. DSC03188Am Nachmittag fahre ich nach Brunsbüttel, wo sich von einer Aussichts-Plattform auf die Elbschleusen aus das Schleusen ganz dicker Pötte (Hochsee-Frachter und -Tanker) beobachten lässt. Ein DSC03197spannender Vorgang. Am Abend entscheide ich mich, noch nach Cuxhaven weiter zu ziehen. Eine Fahrt durch zwar einsame, aber total schöne Landschaften mit prächtigen alten Gutshäusern. Über die Elbfähre von Glückstadt nach Wischhafen gelange ich von Schleswig-Holstein nach Niedersachsen. Wo mich mein Navi diesmal wirklich in einen Engpass führt. Nicht nur dass die Zugbrücke hochgezogen ist, die Überfahrt über den Kanal ist nur bis 2.20m Breite und einem Gewicht von 2,8t erlaubt. Umkehr ist also angesagt. So komme ich halt erst um 19.30 Uhr beim Campingplatz Wattenlöper an.

Mittwoch, 18.09.:  Welche Überraschung: blauer Himmel und strahlender Sonnenschein DSC03202wecken mich. Nur der leichte Wind ist kühl. Mit dem Bike radle ich über den Deichweg nach Cuxhaven. Entlang dem Sandstrand in Duhnen und dem GrünstrandDSC03201 an der Grimmershörner Bucht. In einem Strandcafé an der Sonne gibt es meinen obligaten Frühstücks-Kaffee. Weiter fahre ich an der “Alten Liebe” vorbei quer durch den ganzen Hafen bis zum alten Fischerhafen mit seinen Kuttern und Fisch-Restaurants. Da ist viel los und gibt entsprechend einiges zu bestaunen. Durch die Fussgängerzone geht es dann an der “Hermine” (einem alten Segelkutter) vorbei zum Schloss, welches heute als DSC03206Restaurant geführt wird. Damit habe ich alle Sehenswürdigkeiten von Cuxhaven bereits erlebt. Auf dem Rückweg kehre ich im Yachthafen in einem Restaurant zum Mittagessen ein, von wo aus ich nebenbei den ganzen Schiffsverkehr beobachten kann. Am Nachmittag plane ich mein weiteres Vorgehen, resp. meine Alternativen je nach Wetter. Dann Bettwäsche waschen, lesen und skypen.

Donnerstag, 19.09.:  Heute visiere DSC03215ich bereits das letzte Ziel meiner Reise an: die Ostfriesischen Inseln. Über Bremerhaven und Wilhelmshaven fahre ich nach Neuharlingersiel, von wo aus man nach Spiekeroog - der ersten meiner ausgewählten Inseln - übersetzen kann. Bremerhaven besteht im Wesentlichen aus den “Havenwelten” und der wirklich schönen Einkaufsmeile. Beide sind faszinierend. Aus den verschiedenenDSC03222 Häfen ist eine totale Erlebniswelt gestaltet worden und auch die Fussgängerzone ist auf ihrer ganzen Länge gestalterisch durchkonzipiert. Wilhelmshaven kommt daneben recht brav und bieder daher: eine zwar relativ grosse Stadt, aber ohne richtige CityDSC03224 - eigentlich nur mit dem grossen Hafen und der thematisch verwandten Marine. An Jever - dem typischen Friesen-Städtchen - fahre ich vorbei, was mich hinterher reut. Aber ich bin vom Herumlatschen in den beiden Städten etwas geschafft und will einfach nur ankommen. Vielleicht hole ich die Altstadt von Jever und das Friesische Brauhaus noch nach. So weit weg bin ich ja hier nicht. Auf meiner Reise übers Land führt mich mein Navi der Mühlenstrasse entlang. Ein schöner Einstieg ins herb-friesische Land.

Freitag, 20.09.:  Das Wetter gibt einigermassen etwas her, also auf nach Spiekeroog. Um 10.15 Uhr fährt das Schiff, daher muss ich vorwärts machen. Spiekeroog ist eine kleine Insel. Sie wird aber als die schönste der Ostfriesen gehandelt.DSC03226 Ihr Inseldorf liegt schon seit 1600 an der gleichen Stelle und im historischen Ortskern stehen enge Gassen, jahrhundertealte Häuser und hohe Bäume, wie auch die älteste Kirche der 7 Inseln. Fahrräder sind hier noch verpönt und auf vielen Wegen auch verboten. Fussgänger und Bollerwagen (Handwägelchen auf 4 Rädern) beherrschen die Szene. Daher lasse ich mein Bike beim Camper. Sehenswert sind auch die alte Inselkirche und die einzige Museums-Pferdebahn Deutschlands.DSC03229 Als gegen Ende des 17.Jhdts. die Inselkirche gebaut wurde, war sie gross genug, um die damals rund 100 Inselbewohner aufzunehmen. Heute wird sie nur noch im Winter genutzt, für den Sommer hat man eine grössere Kirche gebaut. Leider kann man daher zZt. das Innere nicht besichtigen. Dafür findet man auf dem von Bäumen beschatteten Friedhof Gräber aus dem 18./19.Jhdt.. Auch die Pferdebahn ist gerade ausser Betrieb, da die Strecke wegen des schlechten Wetters der letzten Tage noch zu nass für den Verkehr ist. Normalerweise verbindet sie den alten Bahnhof in 12min mit dem Westend. Auch die Pferdekutsche, mit der Inselfahrten angeboten werden, hat heute nur 1 Fahrt gemacht. Leider bevor ich ankam. So habe ich die Insel relativ schnell durchstreift und geniesse einfach in einem Garten-Restaurant die plötzlich prächtig strahlende Sonne. Am Abend sitze ich noch lange auf dem Deich beim Campingplatz und schaue den Kite-Surfern und Drachen-Seglern zu, die hier Wind und Sonne ausnützen. Morgen will ich nach Jever und am Abend nach Bensersiel, von wo aus ich am Sonntag Langeoog - das als Biker-Paradies gilt - anziele.

Samstag, 21.09.:  Jever gilt als heimliche Hauptstadt der Ostfriesen, nicht zuletzt wegen DSC03242des Friesischen Brauhauses mit seinem berühmten *friesisch-herben” Jever Pils. Das Schloss zu Jever geht auf eine DSC03250Wehranlage des 14.Jhdts. zurück. Durch einen massiven Bergfried, um den eine Vierseitanlage errichtet wurde, erhielt die Burg Festungacharakter. Am Ausbau massgeblich beteiligt war “Unser gnädig Fräulein Maria” - die 1500 geborene Maria von Jever -, letzte Regentin im Schloss. Sie hat sich während ihrer Regentschaft erfolgreich für Jever und das Jeverland eingesetzt, insbesondere für das StadtrechtDSC03257 und den Deichbau. Heute wird das Schloss von der Verwaltung benutzt. Berühmt sind zudem das Glockenspiel und das Fräulein-Maria-Denkmal am Schlossplatz. Sowie der Sagenbrunnen am Alten Markt, die Stadtkirche mit dem Edo-Wiemken-Denkmal (dem letzten “Häuptling” - wie die ostfriesischen Regenten früher hiessen - von Jever), der Klön-Hoff DSC03260mit der Blau-Druckerei, das Bismarck-Getreuen-Museum (Die *Getreuen von Jever* schickten Bismarck alljährlich zum Geburtstag 101 Kiebitzeier) sowie natürlich alles rund ums Brauhaus. Leider ist letzteres am Wochenende geschlossen, sodass ich es nicht besuchen kann. Hätte mich interessiert. Nach einer Kartoffel-Lauchcrème-Suppe mit Krabben im Garten der Bismarck-Getreuen-DSC03261Schenke verlasse ich Jever wieder Richtung Bensersiel. Dort suche ich verzweifelt den Campingplatz, ausgezeichnet als der Campingplatz des Jahres 2012. Keine Wegweiser oder sonstigen Hinweise - einfach nichts! Nach mehrfachem Durchfragen stehe ich vor einem vergitterten Eingang. War dieses frühe Saisonende nun freiwillig oder gemusst? Egal was, ich habe jetzt ein Problem. Glücklicherweise hat es im nahen Bäderzentrum eine Tourist Information mit einer netten Dame, die mich darauf hinweist, dass man im Hafen auch wild campieren darf. Zwar ohne Strom und ohne sanitäre Anlagen, dafür für nur 5 Euro pro Tag. Ist nicht ganz mein Ding, aber zur Not muss es auch so gehen.

Sonntag, 22.09.:  Etwas zerknittert stehe ich am Morgen im Fährhaus und frage nach dem Wetter (im Moment Nebel). Lakonische Auskunft: “Bleibt trocken”. Auf mein ebenso lakonisches “hmm” kommt dann doch noch: “Für Sonne kann ich nicht garantieren”. DSC03272Kommunikation auf Friesisch! Ich buche trotzdem Langeoog. Schliesslich habe ich nicht vergebens im Hafen ausgeharrt (wobei ich eigentlich recht gut geschlafen habe). Es sei vorweggenommen: auf den Mittag hin blauer Himmel und strahlende Sonne! Das erste, was man  in Langeoog antrifft,DSC03276 ist die Inselbahn, die den Hafen mit dem Hauptort verbindet. Als zweites fahre ich in einem Pferdewagen mit, um zumindest die wichtigsten Eckpfeiler der Insel kennen zu lernen. Die Insel ist 12km lang und max. 4km breit, hat ca. 2000 Einwohner und verfügt über 14km Sandstrand. Sehenswürdigkeiten sind der quirlige Inselort selber, sein alter Wasserturm (Wahrzeichen der Insel), das Lale Andersen-Haus und -Denkmal sowie der Dünenfriedhof mit ihrem Grab, Flinthörn und Melkhörn (Dünen- und Watt-Landschaften), Osterhook (Seehund-Beobachtungsstelle) und das PirolataDSC03289l (2km langes, 300m breites, von 15m hohen Dünen geformtes Tal mit wilder Bewachsung). Nach einem eher späten Mittagessen und Kaffee in der Sonne kehre ich zufrieden zu meinem Camper zurück. Der Weiterweg ist kurz: 35km bis Norddeich. Einziges Problem: mein Navi kennt weder Norddeich noch findet es die Deichstrasse in Norden (wozu Norddeich gehört). Also der Nase nach. Und wie fast überall im Norden ist auch der Nordsee Camp schlecht ausgeschildert. Bis ich mein Plätzchen für heute gefunden habe, verfahre ich mich daher ein paar Mal. Dafür gibts dann endlich wieder mal Internet am Platz. Und nach dem Resten-Znacht noch einen Langeooger Dünengeist - einen 55%-igen Kräuter-Schnaps, den ich im Pferdewagen geschenkt bekommen habe. Hui - der wärmt!

Montag, 23.09.:  Der Geist hat mich nachts in Ruhe schlafen lassen. Morgens erwache DSC03293ich früh und fit for fun. Heute ist die letzte Insel dran: Norderney. Nachher werde ich mich wohl langsam auf den Heimweg machen: denn das Wetter wird immer nebliger und kühler und die ersten Campingplätze schliessen. Ich kann ja auf dem Heimweg noch das eine oder andere ansehen. Norderney ist unter den sieben Ostfriesischen Inseln die urbanste und mondänste. Schon die Insel selbst verändert sich laufend, weil das Meer permanent an der Westküste1159283989 nagt und den Sand dann an der Ostküste wieder anlagert. Man spricht deshalb auch von einer West-Ost-Wanderung der Insel. Aber auch das Leben auf der Insel befindet sich in laufendem Wandel: im Laufe der Jahrhunderte wechselte des öfteren die Herrschaft und entsprechend auch die Lebensstile. Das Seebad mauserte sich vom anfänglich hölzernen, strohgedeckten Konversationshaus zum modernen Heilbad mit breitem Angebot. Nicht zuletzt die Besuche des Hannoveraner KönigsimagesCAV72EEL und des Preussischen Kaisers brachten in den letzten beiden Jahrhunderten Aufschwung. Eigentliche Sehenswürdigkeiten gibt es aber nur wenige, da immer wieder das Alte abgerissen und Neues erschaffen wurde: das Kap von Norderney - Wahrzeichen der Insel -, den Leuchtturm, den Wasserturm und das ehemalige Postamt. Weil die Fährkosten für Räder hier in einem vernünftigen Rahmen liegen, habe ich glücklicherweise mein Bike mitgenommen (auf den anderen Inseln hätte ich fürs Rad mehr bezahlt als für mich). So kann ich die ganze Insel mit ihren 14km Länge und 2km Breite problemlos abfahren und alles bequem ansehen. Am Abend realisiere ich, dass ich damit alle meine konkreten Ziele dieser Reise erreicht habe. Schön! Jetzt kann es gemächlich nach Hause gehen.

Dienstag, 24.09.:  Ab heute bin ich auf dem Heimweg. Und ich freue mich auf Zuhause. Dennoch werde ich jetzt nicht einfach blindwütig auf dem Gaspedal stehen, sondern noch die Deutsche WeinstrasseDSC03305 und vermutlich auch das Elsass besuchen. Als erstes liegt sozusagen Greetsiel am Wege. Gestern auf der Heimfahrt von Norderney bin ich in ein lustiges Damen-Quartett geraten, und die meinten unisono, ohne Greetsiel hätte ich Ostfriesland nicht wirklich gesehen. Also nichts wie hinDSC03304. Dieses Fischerdörfchen ist wirklich nett, aber halt eben auch wieder ein Fischerdörfchen. Ich merke, hier oben habe ich wirklich genug davon gesehen. Klar, so einzelne Zuckerbäcker- oder Hexen-Häuschen sind speziell... Und auf jeden Fall ist die Greetsieler Backstube von Bäcker Buchholz Spitze. Seine Mandelhörnchen passen 1A zu meinem Frühstücks-Kaffee! Danach gehts auf die Nord-Süd-Autobahn Richtung “Kohlepott”. Eine Mittags- und eine Kaffee-Pause - bis Duisburg läufts wie geschmiert. Dann plötzlich Stau. Und ich komme nur noch zähflüssig vorwärts. Autobahn-Parkplatz und Campingführer zu Rate ziehen: wo liegen die nächsten Übernachtungs-Möglichkeiten? In Bad Honnef im Naturpark Siebengebirge mit dem Drachenfels werde ich fündig - im romantischen und gut ausgestatteten Camping Jillieshof. In die Pfalz zur Weinstrasse ist es zudem gar nicht mehr weit.DSC03323

Mittwoch, 25.09.:  Da hab ich mich aber geschnitten. Bis nach Neustadt a/d Weinstrasse sind es immerhin noch 210km. Dafür ist der Weg spannend. Das NaviDSC03319 führt mich erst quer durchs Siebengebirge (und schlägt mir 2 mal eine Fahrverbotstrasse vor...) nach Linz am Rhein. Ein herziges altes Städtchen. Dann navigiert es mich dem Rheinufer entlang nach Neuwied, wo es auf die Autobahn geht. Bei Koblenz überquere ich das Mosel-Tal, kurz danach das Loreley-Tal und den Rheinfels. Durch den Hunsrück gelange ich schliesslich - vorbei an Wiesbaden und Mainz - nach Neustadt. In der Tourist Information lerne ich Neues: Die Deutsche Weinstrasse beginnt in Bockenheim und führt über Bad Dürkheim und Neustadt nach Wissembourg, wo sie in die Elsässer Weinstrasse übergeht. Neustadt teilt die Weinstrasse in einen nördlichen und südlichen Teil.DSC03309 Ich entscheide mich für den südlichen Teil, da ich sonst ein Stück zurück fahren müsste. Und dort für den124899 Campingplatz Wappenschmiede in St. Martin. Der Gedanke dabei: mit dem Fahrrad die Gegend abzuklappern. Bald schon muss ich erkennen, dass ich mit dem Rad in dieser hügligen Gegend wohl nicht so weit komme. So stelle ich das Programm um. Heute mit Bike St. Martin und die Kropsburg, morgen mit WoMo die Weinstrasse Süd. Wonach ich schon im Elsass ankomme. Wow!

Donnerstag, 26.09.:  Heute ist Burgentag: nach der eher schlichten Kropsburg gestern DSC03327die kaiserliche Reichsburg Trifels in Annweiler, Burg Landeck in DSC03332Klingenmünster und das Schloss der Herzöge in Bad Bergzabern. Der südliche Pfälzerwald rückte im Hochmittelalter in den Brennpunkt der europäischen Geschichte. Es war die Zeit der Staufenkaiser (der bekannteste Richard Löwenherz) mit ihrer Stammburg Trifels. Nicht umsonst sind immer noch die kaiserlichen Reichs-Insignien dort aufbewahrt. Die ganze Region ist auch heute noch traumhaft - besonders wenn nach einer verregneten Nacht plötzlich die Sonne durchbricht. Ich geniesse diese Situation in einer Bauern-Schenke, wo ich mich von einer hiesigenDSC03337 Spezialität überraschen lasse: Kastanien-Saumagen mit Kraut DSC03326und Brot. Naja, wird wohl eher nicht zu meinem Lieblingsgericht werden. Die Burg Landeck war ein gräflicher Lehnsbesitz und damit natürlich von - in allen Belangen - kleinerem Format. Aber im Schloss-Café können sie einen guten Kaffee zubereiten. Dem Schloss Bergzabern kommt schon wieder grössere Bedeutung zu: in ihm residierten im 14. und 15.Jhdt. die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken. Nach meiner Schloss-Burgen-Tour schliesse ich die Weinstrasse mit dem Deutschen Weintor in Schweigen ab - eigentlich dem Eingang zur Weinstrasse. DSC03342In der dortigen Vinothek degustiere ich ein paar weisseDSC03350 und rote Weine aus der Region und erstehe am Ende auch ein paar Spezialitäten. Weissenburg - oder eben Wissembourg - ist nicht mehr weit und ohne es zu merken bin ich in Frankreich gelandet. Beim erstbesten grösseren Lebensmittelladen steche ich hinein und erstehe Gänseleber-Mousse in Portwein und Cake aux Fruits. Nirgends gibts das so gut wie in Fraangkreisch Fraangkreisch. Noch auf dem Parkplatz konsultiere ich meinen Camping-Führer. Die Auswahl ist nicht grossartig, doch - wen wunderts - in der Nähe von Colmar finde ich ein ansprechendes Angebot. Nichts wie hin zum Camping ClairVacances St-Croix-en-Plaine. Letztes Mal schlafen im Camper.

Freitag, 27.09.:  Heute geht es nach Hause. Zuerst aber noch nach Colmar. Wenn ich schon in Frankreich bin, will ich unbedingt noch Foie Gras essen.DSC03353 Und in Colmar bei Sonne lässt diese sich doppelt geniessen. Die Innenstadt von Colmar ist eine Riesen-Baustelle. Glücklicherweise ist Klein-Venedig davon DSC03355verschont. Ich ziele bewusst eines der winzigen Restaurants direkt aufs Wasser an, wo ich an der Sonne sitzen und dem Treiben auf den Kanälen zuschauen kann. Zum Frühstücks-Kaffee hat es bereits eine Tartelette au citron gegeben, das Mittagessen besteht wie gewünscht aus Foie Gras mit Lebkuchen-Brot und Feigen-Kompott sowie einem Glas Muscat d’Alsace. Danach noch Espresso mit Cigarillo und ab nach Hause. Um 15 Uhr komme ich dort DSC03360bei schönstem Sonnenschein an. Colmar war ein gelungener Abschluss meinerDSC03361 grossen Reise, die alles in allem etwas über 5 Monate gedauert hat. Auch der dritte Teil hat vieles an Höhepunkten gebracht: die Schären vor und Stockholm selber, Öland, Malmö, das Louisiana in Humlebaeek, Kopenhagen, Valdemars Slot, Aerö, Flensburg, St. Peter-Ording, Sylt und Amrum mit Gaby, Jever und die Pfalz mit der Deutschen Weinstrasse. Gefahren bin ich nicht ganz 4000km, das Wetter brachte 18 Sonnentage, je 6 bewölkte und Regentage sowie 27 mal nordisches Allwetter (von blauem Himmel mit Hitze bis Regen und Kühle, alles in permanentem Wechsel) mit sich.
Bilanz über alles: Alles Gewollte erreicht. Viel gesehen, viel erlebt - vieles muss auch noch verdaut werden. Aber ich fühle mich reich beschenkt. Mit dem Camper bin ich nicht ganz 12000km gefahren, dazu kommen 3000km Flug, 1250km Fähre und rund 1000km Mietauto. Rund 3000km radelte ich mit dem Bike, und um die 1000km war ich zu Fuss unterwegs. Im grossen Ganzen war ich auch gut bedient mit dem Wetter: in den 156 Tagen schien 64 mal die Sonne den ganzen Tag, 48 mal wechselte sie sich mit Bewölkung ab, 17 mal war es bewölkt und nur an 27 Tagen regnete es mehrheitlich. Leider konnte ich nie Tennis spielen, obwohl ich meine Sachen dabei hatte. Trotzdem: Ich bin sehr zufrieden!

 

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