Freitag, 28.10.: Durch den sizilianischen Westen fahren wir nach San Vito lo Capo. Landsc haftlich und von der Flora her eine abwechslungsreiche Gegend: Hügel, Felsen, Strände und viele Pflanzen. In der Hauptsaison ist San Vito eine mondäne Gegend. Jetzt ist es ruhig und beschaulich. Im Campingplatz La Pineta haben wir Glück: in 2 Tagen wird geschlossen. Wir geniessen eine Strandwanderung, das Strandcafé, den Leuchtturm am Capo; schlendern durch den Ort mit vielen kleinen Läden und Restaurants und der mächtigen Chiesa Madre - mehr Trutzbau als Kirche. Aber schlicht schönem Inneren.
Samstag, 29.10.: Wir entscheiden uns für einen Tagesausflug: über die Küstenstrasse und die Grotta di Mangiapane nach Trápani; zurück über Érice und das Landesinnere. An der Küste eine ganz spezielle Stimmung mit fast goldenem Licht über der schönen Landschaft. Bei der Grotta di Mangiapane zwei unterschiedliche Erfahrungen mit Einheimischen: zuerst fährt ein Abfallwagenfahrer vor uns her, um uns den Weg zur Grotte zu zeigen. Er hat unsere Zürcher Nummer gesehen und uns sofort angesprochen, da er 25 Jahre in der Schweiz gelebt hat. Der Wärter der Grotte empfängt uns unfreundlich: wir dürften da nicht parkieren. Den Camper weiter vorn parkiert, Wärter weg. Mit schlechtem Gewissen klettern wir einfach über das Tor und besichtigen die Grotte, die seit prähistorischer Zeit den Menschen Schutz vor grosser Hitze gibt. Vor 200 Jahren wurden Häuser, Stallungen und eine Kirche in die 70 Meter tiefe und 50 Meter breite Höhle gebaut. Heute zeugt das Freilicht-Museum lebendig von der Zeit um 1900. Weiter geht es über Custonaci nach Trápani. Dort besichtigen wir den ehemaligen Wachtturm Torre Ligny, die dreischiffige Kathedrale San Lorenzo und bummeln durch die Altstadt. Dann kurven wir hoch nach Érice, einem mittelalterlichen Bergstädtchen auf 750m Höhe, Zentrum des Mandelgebäcks. Vom Stadttor Porta Spada aus erkunden wir das Städtchen, den Dom, das Normannenkastell und Castel del Balio. Ein feines Mittagessen und der Einkauf von Dolce di Mandorle dürfen auch nicht fehlen. Über Valdérice geht es zurück nach San Vito lo Capo.
Sonntag , 30.10.: Über Marsala (Bummel in der eleganten Altstadt) fahren wir nach Mazara del Vallo, einem Zentrum der Fischerei. Berühmt für Schiffsbau und den “Tanzenden Satyr”. Zuerst mal grosse Aufregung bei der Stadteinfahrt: eine breite Einfahrtsstrasse endet an einem Einbahnschild. Links und rechts nur enge Gassen. Wir wählen rechts. Trichterförmig wirds eng und enger. Gaby steigt aus, die Ohren (Aussenspiegel) werden eingeklappt und millimetergenau geht es durch den Engpass. Nur, da steht ein Auto. Und ein zweites, drittes und viertes. Leeres Schlucken und grosses Hupen (den Italienern abgeschaut). Siehe da, die Fahrer tauchen aus den umliegenden Häusern auf und parkieren um. Ganz normal! Wir parkieren im Zentrum und laufen durch das Araberviertel zum alten Hafen. Der ist alles andere als schön. Man könnte i hn auch als Schrottplatz alter Schiffe bezeichnen. Dafür fallen uns am Wege farbige Kirchenspitzen und viele kleine Glockentürmchen auf. Gaby will unbedingt in den neuen Hafen. Da soll der tanzende Satyr (Meeresfund: griech. Bronzestatue, 3. bis 4. Jh v Chr) stehen. Eine Statue voller Grazie und Eleganz. Wir finden nur Schiffswerften. Schliesslich liest Gaby den Reiseführer genauer. Der Satyr steht im Museo. Und das hat zu. Einmal voll auftanken und weiter nach Selinunt. Zum Camping Athena, der zu einem Restaurant gehört, dessen Front tatsächlich einem Athena-Tempel nachempfunden ist.
Montag, 31. 10.: Zuerst bewandern wir den östlichen Tempelbezirk mit dem Hera-, dem Athena- und dem Apollo-Tempel. Danach die 30’000 m2 umfassende Akropolis mit ihrer abgestuften Stützmauer und einer modern anmutenden Stadtplanung (rechtwinklig kreuzende Strassen). Beeindruckend. Erfreulich zudem der Blick von der Stützmauer aus auf das Küstendorf Marinella di Selinunte. Danach fahren wir trotz Thermen an Sciacca vorbei (hätte mich schon gerne vom Thermalbad verwöhnen lassen) Richtung Siculiana. Bei der Fahrt auf die Bergkuppe von Siculiana liegt ein Friedhof am Weg. Wegen Allerseelen/ Allerheiligen ist hier einiges los. Der beim Parkplatz einweisende Hilfspolizist hat Mitleid mit uns und weist uns den besten Standplatz zu. So können wir nach der Besichtigung des Friedhofs mit seinen eindrücklichen Mausoleen ohne Probleme weiterfahren. Siculiana liegt malerisch auf einem Hügel. Die ursprünglich arabische Burg ist weit herum sichtbar und bietet eine schöne Kulisse. Von hier aus bis Agrigent sind es nur noch 20 km. Wir suchen verzweifelt den Camping Valle dei Templi und wie wir schon aufgeben wollen, stehen wir direkt davor.
Dienst ag, 1.11.: Am Morgen besichtigen wir das Valle dei Templi: mit dem Tempel der Hera, de m Concordia-Tempel, Tempel des Herakles, Tempel des Zeus und dem Castor- und Pollux-Tempel. Imposant wirken die daneben gestellten überlebensgrossen Figuren aus Bronze. Da scheint noch die Sonne. Der Nachmittag wird düster und düsterer. Wir lassen Agrigent als Ort links liegen und machen uns auf nach dem Barockstädtchen Scicli und dem Castello Donnafugata. Beides ertrinkt im Regen. Der inzwischen in Sturzbächen rauscht. Schade. In Scicli getrauen wir uns noch hinaus und in eine Bar. An Donnafugata fahren wir vorbei. In Marina di Ragusa suchen wir den Camping Baia del Sole. Diesmal wirklich vergebens. Denn im dazugehörenden Hotel erfahren wir, dass es diesen seit 4 Jahren nicht mehr gibt. Nur so viel zu den sogenannt aktualisierten Reiseführern. Glücklicherweise existiert das Hotel noch und wir können für 25 Euro pro Person in einem guten Zimmer mit ausgiebigem Frühstücks-Buffet übernachten. Bei diesem Regen sind wir am Ende sogar froh, dass es so gekommen ist.
Mittwoch, 2.11.: Der Regen hört nicht auf. In Wellen fällt er stärker und wieder schwächer. Wir entscheiden uns, direkt über die Autobahn nach Syrakus zu fahren, wo wir noch vor dem Mittag ankommen. In Syrakus selber gibt es keinen Campingplatz, der um diese Jahreszeit noch geöffnet ist. Gaby meint, nach unseren guten Hotel-Erfahrungen sollten wir auch in Syrakus ein Hotel suchen. Möglichst mitten in der Altstadt. Sie hat im Führer bereits vom Royal Maniace gelesen, einem Designerhotel in altem Palazzo direkt aufs Meer. Angesichts der Umstände bin ich schnell überredet. Vom Hotel her und von der Lage ist es ein Glückstreffer. Aber wie mit dem Camper nach Ortigia hineinkommen und dort parkieren? Wir parken zuerst vor der Altstadt auf einem grossen Parkplatz. Und machen uns zu Fuss auf die Suche nach dem Hotel. Natürlich befindet sich dieses gerade auf der anderen Seite von Ortigia. Zum Ausladen des Gepäcks holen wir den Camper mit Ächzen und Mühen vors Hotel (schon beim Stadttor müssen wir wieder die Aussenspiegel einklappen und die befahrenen und begangenen engen Gassen machen das Manövrieren auch nicht gerade einfach). Parkieren ist aber nicht drin. Der Shuttle-Bus muss vorbei können. Der Hotelier verspricht uns, direkt vor dem Haus 2 Parkplätze zu reservieren, sobald die jetzt parkierten Autos abgefahren sind. Einiges später - wir machten in der Zwischenzeit einen Altstadtbummel und waren fein essen - klappt dies wirklich. Und ich darf das Prozedere mit der Einfahrt wiederholen. Diesmal mit krönendem Abschluss: enges an die Hauswand parkieren. Der Einstieg nach Syrakus ist gelungen. Der Abend bringt noch ein feines Essen und Erkunden von Ortigia (Piazza Archimede mit dem Artemisbrunnen, Domplatz, Via Roma, Corso Matteotti).
Donnerstag , 3.11.: Syrakus - mal freundlich, mal leichtes Nieseln. Castello Maniace, Fonte Aretusa, Mercato, Bus-Bahnhof. Mit dem Bus nach Neapoli: zuerst Katakomben von San Giovanni, dann “Einkaufen” (zumindest ein Versuch, denn die Einkaufsmeile entpuppt sich als eine wirre Anhäufung kleiner Geschäfte). Da ist der Corso Matteotti in Ortigia doch noch besser. Gut essen in typischen Restaurants.
Freitag, 4.11.: Das Wetter wird freundlicher. Zuerst wollen wir zu den Necropoli von Pantálica, nachher Richtung Ätna. Über Floridia folgen wir den braunen Wegweisern nach Pantálica. Auch hier wird es wieder eng und enger. Zudem verfahren wir uns in den Bergen und müssen wenden. Vorwärts und rückwärts mit dem Camper - alleine nicht zu schaffen. Gaby leistet im Anweisen Millimeterarbeit. Am Ende geben wir aber trotzdem auf: erstens deckt der Himmel wieder zu, zweitens müsste man vieles zu Fuss machen (was uns viel Zeit kosten würde), drittens wird es auf der einen letzten Strasse gefährlich eng. Also weiter über Catánia nach Nicolosi. Dort auf den Camping Nicolosi Etna. Wo wir selbst in der nächtlichen Dunkelheit den feinen Lava-Split bemerken, weil wir den von überall her in den Camper bringen und alles schwarz wird.
Samsta g, 5.11.: Heute steht der Ätna auf dem Plan. Wir brechen auf Richtung Rifugio Sapien za, von wo aus eine Seilbahn auf die Hauptkrater führt. Je höher wir kommen, desto nebliger wird es. Beim Rifugio sieht man kaum mehr die Hand vor dem Gesicht. Natürlich fährt die Seilbahn nicht. Ausser knapp ein paar Lavafelder erleben wir wenig Ätna-Stimmung. Wir müssen umdisponieren und entscheiden uns für einen Tagesausflug nach Taormina. Wie kann die Welt doch unterschiedlich sein: am Meer unten scheint die Sonne! Taormina ist ein weiterer Höhepunkt in Sizilien: wir schlendern durchs Städtchen, schauen uns die vielen Kirchen an, speisen auf der Piazza, besichtigen das Teatro Greco und lassen uns im Grandhotel den Espresso servieren. Am Abend zurück nach Nicolosi.
Sonntag, 6.11.: Obschon das Wetter schön ist, entscheiden wir uns, Sizilien zu verlassen. Die gesammelten Eindrücke von Sizilien sind durchzogen: vieles, was wir wollten, haben wir nicht gesehen. Weil es wegen der Jahreszeit schon geschlossen war oder weil das Wetter nicht mitspielte. Der Dreck hier machte uns zu schaffen. Einerseits der Abfall, der einfach am Strassenrand weggeworfen wird, anderseits die Toiletten, meist ohne Brille und Papier und häufig nicht gerade sauber. Die Menschen, die nur selten gastfreundlich und auch nicht initiativ sind. Es gibt so viel Reichtum auf dieser Insel (an Kulturschätzen und Landschaften), woraus man mehr machen könnte. Manchmal bekommt man fast den Eindruck, die Sizilianer liebten ihre Heimat nicht wirklich. Wobei wir nicht abschätzen können, wie weit es einfach auch an Geld fehlt und was der Einfluss der Mafia ist. In Messina nehmen wir die Fähre nach Villa San Giovanni. Durch traumhafte Landschaften in Kalabrien, Appulien und der Campania geht es über mehr als 600 km nach Paestum auf den Camping Villagio dei Pini. Wir wählen ihn als guten Ausgangsort für die Amalfiküste - er stellt sich als einer der schönsten Campings heraus, die wir bisher getroffen haben. Direkt an einem langen und breiten Sandstrand inmitten eines Pinienwaldes gelegen, mit grossen Abstellplätzen, die durch Hecken abgetrennt sind. Rund 400 Plätze, zur Zeit sind etwa 20 Camper da. Wir können direkt am Meer zwischen 10 Plätzen auswählen. Zudem stimmt das Service-Angebot: genügend Warmwasser, WC mit Brille und Papier, Waschgelegenheit.
Montag, 7.11.: Heute ist dringend Retablieren angesagt: Putzen, Waschen und Einkaufen. Kaum haben wir die Wäsche draussen aufgehängt, holt uns der Regen ein. Alles wird wieder nass. Glücklicherweise ist nach gut 1 Std alles vorbei. Trotzdem installieren wir die Wäschehänge im Camper drin!! Der Platz wird einfach etwas eng. Wir überleben auch das.
Diensta g, 8.11.: Wir wollen an die Amalfiküste. Mit dem Camper darf man dies aber nicht. Zu enge Strassen. Daher mieten wir ein Auto. Unser Ziel wäre Sorrent - und von da nach Capri. Nur die Signora fährt nicht nach Capri um diese Jahreszeit (Wir finden heraus, dass die “Signora” das Touristenschiff ist, das von Sorrent aus übersetzt). Wir fahren einfach mal los. Über Salerno Richtung Amalfi. Nach Salerno merken wir bald, dass unser Ziel wohl ziemlich ambitiös ist. Denn auf den schmalen kurvigen Strassen mit viel Verkehr kommen wir nur langsam vorwärts. Wir entscheiden uns, nur bis Amalfi zu fahren, dort dafür genügend Zeit zu haben, und im Rückweg noch in Salerno Halt zu machen und einzukaufen. Eine gute Entscheidung.
Mittwoch, 9.11.: Heute haben wir wieder eine lange Strecke vor uns. Durch die Landschaften von Lazio und Umbrien bis in die Toscana. Nach rund 700 km erreichen wir den Camping Le Soline in Casciano di Murlo (nur wenig südlich von Siena). Ein schöner, terrassierter Platz, dessen absoluter Hit eine Winterzone ist (geheizte Nasszellen).
Donnerst ag, 10.11.: Früh geht es los nach Siena. Das Wetter ist sonnig und warm. Nur der Wind bläst kühl. In Siena ist Wochenmarkt und wir haben Mühe, einen geeigneten Parkplatz zu finden. Es bleibt nichts anderes übrig, als uns auf den teuren Busparkplatz zu stellen. Mit dem Vorteil, dass von da ein Gratis-Shuttle direkt an die Rolltreppe fährt, mit der man ins Zentrum gelangt. Wir lassen uns von der Menge bis zur Piazza del Campo treiben. Dort setzen wir uns in ein Restaurant direkt hinter die Glasscheibe. So können wir hemdsärmlig die Sonne geniessen, ohne vom Wind geplagt zu sein. Sowie entspannt dem Treiben auf der Piazza und vor dem Ratshaus zusehen. Nach genüsslichem Essen besichtigen wir noch den Dom, schlendern ein wenig durch Siena und fahren gegen Abend zu unserem Tagesziel: Florenz. Bei den letzten Sonnenstrahlen kommen wir im Stadt-Camping Michelangelo an, von wo aus das Zentrum zu Fuss erreichbar ist. Nach unserem Nachtessen machen wir uns denn auch zu einer ersten Erkundung der Altstadt auf: rund um die Piazza della Signoria und den Palazzo Vecchio.
Freitag, 11.11.: Dieser Tag gehört ganz Florenz. Zuerst erklimmen wir den Hügel von San Miniato al Monte - unserer Ansicht nach die schönste Kirche von Florenz. Von der Architektur wie auch der Lage her. Anschliessend gehts ins Café auf der Piazzale Michelangelo. Hier hat man eine wunderschöne Übersicht über Florenz, es gibt einen guten und noch zahlbaren Espresso und auch die Toiletten sind sauber. Dann tauchen wir nochmals in die Altstadt ein: Höhepunkte sind der Ponte Vecchio, der Dom Santa Maria del Fiore mit dem Baptisterium San Giovanni sowie die Kirche Santa Maria Novella mit ihren Fresken. Interessant aber auch eine alte Apotheke und vor allem überall die schönen geschnitzten Türen und liebevoll gestalteten Türeingänge. Es wird spät, als wir noch etwas Feines zum Nachtessen einkaufen und uns auf den Campingplatz zurückziehen.
Samstag, 12.11.: Beginn der Heimreise. Über den Appennin kommen wir nach Bologna und in die neblige Po-Ebene. Von da über Mailand bis ins Tessin haftet uns der Nebel an. Zudem ist es empfindlich feucht und kühl. Wegen der langen Reise übernachten wir im Tessin: auf dem Camping Piodella in Muzzano. Zum Abschluss unserer Reise gibts noch ein feines Essen im Restaurant.
Sonntag, 13.11.: Weiterreise nach Wollerau. Gaby lädt ihre Sachen aus. Herzlicher Abschied. Meine erste Reise mit dem eigenen Camper findet in Ottenbach ihr glückliches Ende.
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